Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Der Zuckerwattebewahrer ist heute ein Krisenmanager

∞  19 April 2010, 13:40

Ich höre am Radio, wie Gordon Brown die Pläne der Briten ankündigt, fest sitzende Landsleue notfalls auf Kriegsschiffen nach Hause zu holen.
Und dann kommt es: Die Situation wird mit der Evakuierung bzw. Ausschiffung allierter Truppen aus Dünkirchen verglichen, und Brown meint sinngemäss, damals wie heute würden die Regierung für ihre Bürger ihren Widerstandswillen beweisen.
So oder ganz ähnlich. Ich warte noch einen Moment. Aber tatsächlich: Ich habe es hier nicht mit einer Prise des berühmten englischen Humors zu tun. Der Premier meint es genau so, wie er es gesagt hat. Auch wenn Wahlkampf sein mag (oder gerade dann?): Das ist doch einfach unglaublich – und nicht nur gegenüber Kriegsveteranen eine Verhöhnung. Der gute alte Sir Winston Churchill dürfte sich im Grab umdrehen. Aber wahrscheinlich ist es schon so weit gekommen:
Ein Transport-Engpass (nicht das gleiche wie ein Versorgungsengpass)wird zu einer nationalen Bedrohung hoch stilisiert, und mannhaft wirft sich der erste Mann im Staat, der diese Gefahr auch sofort erkannt hat,vor die Mikrofone… Dank sei ihm und Bewunderung möge ihm zuteil werden – pfui Teufel.

Ich frage mich ehrlich: Wenn Menschen anderer Breitengrade uns in solchen Situationen beobachten – was müssen die von uns denken? Was mögen Grosseltern davon halten, welche im Krieg und danach mit Realismus und Einsatz die Voraussetzungen geschaffen haben, aus denen wir nun unsere Hyperaufregungen konstruieren, vogel- und schweinegegrippt und aschebewölkt und in einer Art und Weise behütet, dass wir mit Plüschfinken auf die Strasse gehen und dann jammern, wenn der rosa Puschel sich grau verfärbt oder die Zuckerwatte alle ist.