Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Demokratie im Dorf

∞  26 Februar 2013, 16:09

Lokaler Abstimmungskampf in Gemeindesachen. Es gibt keine bessere Schulung in Sachen Basisdemokratie.

istockphoto.com/MHJ

Zwei Sportvereine werben mit konträren Positionen um den Ausbau ihrer Sportanlagen. Dafür sind sie auf das Wohlwollen des Gemeinderates und am Ende auf die Akzeptanz der Stimmbürger angewiesen. Man kabbelt sich im Biotop des Mikrokosmos einer politischen Gesellschaft: Dem Dorf.

Und das Besondere an solchen Situationen ist immer, dass unvermittelt dutzende von Personen sich plötzlich in einer Situation wiederfinden, in die sie hinein gespült werden, ohne dass sie sich zuvor hätten bewusst werden können, was das an Arbeit und an nervlicher Anspannung bedeuten kann. Am Ursprung steht schlicht der Wunsch nach optimalen Voraussetzungen für die Entwicklung des Vereins, des eigenen Sports und der Kinder und Junioren, die sich in diesem Sport in Kernkompetenzen schulen können und zu Bewegung und Spiel für die körperliche Gesundheit animiert werden: Weil es Spass machen kann, wenn man sich anstrengt, wenn man gewinnt, und weil gelernt werden soll, wie man mit Anstand akzeptiert, dass der Gegner besser ist.

Doch wie wird politisches Kräftemessen beurteilt? Was entscheidet hier über Sieg und Niederlage? Wie gewinnt oder verliert man Abstimmungen? Wie geht man mit Unwahrheiten um, wie mit dem Gefühl, manipuliert zu werden – oder dem Versuch, Menschen umzustimmen und dabei deren Abneigung zu riskieren? Menschen, die bis anhin friedlich mit einander umgingen, werden plötzlich zu Kontrahenten, und Verve ist noch das Harmloseste, was man in den Auseinandersetzungen dann feststellen kann. Plötzlich werden Personen öffentlich, gibt ein Schreiner ein Zeitungsinterview, machen Menschen für ein Vereinsanliegen Dinge, die ihnen bisher nie aufgebürdet waren.

“Politik machen” – in der Hitze einer sich der Entscheidung nähernden Auseinandersetzung wünscht mancher sich von den speziellen Ingredienzien dieser Politik befreit, und doch ist der ganze Vorgang das beste Beispiel dafür, wie Basisdemokratie funktioniert – oder eben nicht. Beziehungen, Machtgebilde, Einflussnahmen – es gibt sie überall, gelebte Politik ist nie ein Laborversuch unter Reinraum-Bedingungen. Aber es ist auch die Bühne, in der sich Dinge an- und verschieben lassen, und immer lässt sich dazu sagen:

Kommt mit einander aus. Mit den Regeln, die dafür gelten. Hoffentlich für alle. Und gestaltet Euren Lebensraum mit dem Gefühl für eine Gesamtverantwortung.