Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Das Sinnbild Teamsport: Regeln für mehr Freude

∞  11 Juli 2010, 18:45

Heute abend findet in Johannesburg das Finalspiel der Fussball-WM statt.
Hier geht es aber weniger um Fussball, als um einen Erfolgsfaktor der Finalisten. Viele Spieler beider Mannschaften sind von dem gleichen Trainer beeinflusst: Louis van Gal war in Holland, bei Barcelona und nun bei Bayern München Trainer verschiedenster Protagonisten des heutigen Höhepunkts der Fussball-WM. Ob das Iniesta, Xavi Alonso, Puyol und andere bei Barcelona sind, ob Cocu und de Boer im holländischen Staff und van Bommel, Robben und andere auf dem Spielfeld: Sie alle weisen ihrem bestehenden oder früheren Trainer Louis van Gal einen wesentlichen Einfluss zu, wenn sie nach den Gründen für ihr Karrierehoch gefragt werden.
Wenn man nun van Gal nach seinen Prinzipien und seiner Fussballphilosophie fragt, dann fällt schon mal ein Bonmot:
Man sagt, ich sei ein Disziplinfanatiker. Das stimmt nicht. Aber ich mag Regeln.
Tatsächlich ist es doch so, in Anlehnung an die Diskussionen dieser Tage in diesem Blog:
Wenn man sich einem Wettbewerb aussetzt, oder schlicht, wenn ich dieses eine Fussballspiel bestreite: Was will ich denn da? Ich will den Ball. Und wenn ich ihn nicht habe, will ich ihn möglichst schnell gewinnen.
Das klingt banal, denn das wollen ja alle. Keine andere Fussballschule aber strebt das in der Konsequenz mit diesen Mitteln an: Lieber schneller passen als verzögert, den Vorstoss zwar immer suchen, aber mit Geduld. Variation, Einbezug aller Spieler, Bestimmung des Rhythmus. Was es dafür braucht: Viel Bewegung ohne Ball, ständiges Anbieten, suchen von freien Räumen. Keine Mannschaft hat so viel Ballbesitz wie Spanien. Auch, weil keine andere Mannschaft den Ball so schnell und so leicht zurück erobert.
Das liegt an der Bereitschaft aller Spieler, für den Erfolg alles zu tun – die Regeln im System zu akzpetieren. Sie tun es, weil es Ballbesitz, Dominanz verspricht, weil so die Chance besteht, zu spielen – mehr und erfolgreicher als der Gegner.
Nirgends lässt sich so gut zeigen wie in diesem Spiel, dass Regeln und Aufgaben und Disziplin in ihrer Befolgung Spass und Freude am ehesten versprechen: In diesem System, welches das Spiel nicht zu Tode regulieren will, sondern es einfach zu verstehen versucht, ist auch immer Platz für Genialität. Spieler wie Iniesta – oder Messi, wenn er für Barcelona spielt – sind Künstler am Ball, die auch mal ein Risiko eingehen können – und dürfen.
Teamarbeit, die wir immer so gern hoch loben, ist wirklich was Erhebendes. Und genau sie braucht Regeln – oder zumindest den immer wiederholten freiwilligen Blick auf den Nächsten.