Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Blochers Wahrheiten

∞  24 Januar 2008, 17:55

Wir müssen Christoph Blocher nicht mehr mit “Herr Bundesrat” anreden. Wir müssten eigentlich gar nicht mehr mit ihm reden oder über ihn… Aber er wird ein Faktum bleiben, und die Medien werden, allen voran Tele Züri, mit grosser Lust alles auswerten, was es polemisch auszuwerten gibt.

Der Mann, der über die classe politique wettert wie kein anderer, mit einer Partei, die die Sauberkeit für sich gepachtet haben will, in seinem Schlepptau, mobilisiert daneben natürlich auch die eigenen PR-Instrumente, zu denen auch seine Web-Seite gehört. Allerdings wurde dafür nicht einfach nur auf einen Knopf gedrückt, sondern gleich noch etwas Ballast abgeworfen, wie NZZ online gestern enthüllte:

Allerdings sah er sich veranlasst, den Inhalt der Site in einem Punkt zu entrümpeln: Sein am 14. April 2003 im «Tages-Anzeiger» erschienener Beitrag mit dem Titel «Mitenand gaats schlächter» wurde in den letzten Tagen entfernt. Im polemischen Rundumschlag über Filz zwischen Politik und Wirtschaft schrieb der damalige Nationalrat unter anderem, der zu jenem Zeitpunkt eben aus dem Kantonsrat abgewählte FDP-Politiker Jean-Jacques Bertschi habe seinen Sitz in der Bildungskommission benutzt, um Aufträge für sein Unternehmen zu ergattern. Blocher konnte den hässlichen Vorwurf, mit dem er einen politischen Gegner in den Ruch der Korruption rückte, in der Folge jedoch nie belegen. Bertschi war es umgekehrt verwehrt, sich trotz seiner vom Bezirksgericht Zürich zugelassenen Ehrverletzungsklage juristisch gegen die Verunglimpfung zur Wehr zu setzen. Blocher, mittlerweile Bundesrat, verschanzte sich hinter der Immunität, und die Landesregierung schützte ihn.
Der ganze Artikel ist mit diesem Auszug verlinkt.

Sorry, aber ich halte von unserem Ex-Bundesrat und selbst ernannten Saubermann überhaupt nichts, und die Tatsache, dass er in seinem Innern so manchen Schachzug vor dem eigenen Sendungsbewusstsein rechtfertigen zu können scheint, macht ihn mir geradezu unheimlich.

Dass solche schliesslich doch abgewählte Herren früher oder später beklagen zu müssen glauben, dass sie einem Komplott zum Opfer gefallen sind, ist nur die Rückkopplung eigens zuvor bedienter Mechanismen in der Machtpolitik.

Schlimm nur, wenn sich eine Partei in ihrem Kern nicht nur in ihrer Ausdrucksweise zum Pöbel macht, sondern auch durch die Beugung von Wahrheiten, während sie genau dies bei anderen anprangert.

Das einzige, was wirklich bewiesen wird: Es ist tendenziell kein Politiker, keine Politikerin besser als jener, den er oder sie zur Schnecke zu machen versucht. Warum sonst benötigte man oder frau den persönlichen Angriff auf andere, wenn da genügend sachliche Argumente vorhanden wären?

So, und jetzt halte ich den Mund. Ich bin angewidert genug und will mir den Appetit auf das Abendessen nicht verderben. Das haben die Kochkünste meiner Frau nicht verdient.