Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Berufsmiesepeter?

∞  9 Dezember 2010, 16:54

Es ist zwar schon ein paar Wochen her, aber ich muss immer wieder daran denken, also wird es hier abgelegt:

Moritz Suter, neuer Besitzer der Basler Zeitung, gab Radio DRS 1 ein Interview ( Tagesgespräch vom 25.11.2010 ), worin er vom Journalisten auf seine “Eigenheit” angesprochen wurde, neue Mitarbeiter seines Unternehmens beim Antritt des Jobs persönlich mit Handschlag zu begrüßen. Bei einem so großen Unternehmen, wie es die Crossair mit 4500 Mitarbeitern war, ist das durchaus aussergewöhnlich und dürfte entsprechend oft Menschen überrascht haben. Die Frage, welche dem Journalisten dazu auf der Zunge brannte, lautete:

“Das hilft dann, die Löhne etwas tiefer zu halten, oder?”

Ich ärgere mich heute noch über diesen Satz, der den Journalisten Urs Siegrist meiner Meinung nach disqualifiziert: Es ist genau diese Tendenz, in den Gesten persönlicher wohlmeinender Führung nur ein Kalkül des Unternehmers zu vermuten, die so manchem Patron die Bestätigung liefert, dass es sich nicht lohnt, sich lange mit atmosphärischen Einflüssen aufzuhalten… Dabei sollte eigentlich jeder Arbeitnehmervertretung klar sein, dass die Qualität eines Arbeitsplatzes nicht nur von der Lohntüte abhängt, sondern dass vielmehr Geld mit den Respekt ausdrücken soll, aber nie Ersatz dafür sein kann.

Aber der Herr Journalist war ja gar nicht in dieser Mission unterwegs, sondern nur als Berufsmiesepeter. Vielleicht rührt seine persönliche Frustration ja genau daher, im Grunde nicht so genau zu wissen, ob ihn die Etage über ihm überhaupt als Menschen wahrnimmt?