Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Begegnung dank Blogging

∞  16 März 2013, 17:21

Wenn mich jemand fragt, was mir achteinhalb Jahre bloggen denn gebracht haben, dann hilft ein Moment des Nachdenkens, das Wesentliche in ganz Anderem zu erkennen, als wir gemeinhin annehmen, wenn wir uns täglich surfend im Netz bewegen:

Mögen wir alle noch so sehr uns auch ein wenig Aufmerksamkeit und Beachtung wünschen, so liegt der echte Gewinn des täglichen Schreibens am Ende in der Energie dieses beständigen Übens, dieser täglich angenommenen Herausforderung – und in Begegnungen und echten Bekanntschaften, die daraus resultierten. Das Wesentliche sind nicht hundert Leser mehr oder weniger – sondern die Leser, die mir zu Menschen und Charakteren wurden, zu Personen und Persönlichkeiten, die mir von sich erzählten.*

istockphoto.com/MHJ

Ich habe spannende Menschen getroffen und werde weitere kennen lernen, ich habe echte Hilfen erfahren, auch welche geben können, ich habe jenseits üblicher Selektionskriterien, wer denn wie interessant sein könnte auf Grund von Aussehen, Alter oder Jobherkunft, die Spannweite jener Menschen, die ich im realen Leben an mich heran lassen würde, erweitert.

“Das Netz” ist ein weiter Raum, in dem sich zunehmend alle bewegen, eine Bibliothek seriöser und gesteuerter Informationen, eine Börse der Zerstreuung, eine Plattform für Eitelkeiten, ein flüchtiger ätherischer Ort für Gefühle, ein Kontaktforum ohne letzte Verbindlichkeiten, ein Experimentierfeld für Kreativität, ein Springbrunnen für unternehmerische Ideen – und ein grosses Loch ohne Boden für Zerstreuung und verglühende Zeit.

Der Sinn des Bloggens liegt daher je länger je mehr im Aufenthalt im eigenen öffentlichen Haus, das eben zu allererst das eigene ist, in dem ich mich als Schreibender selbst wohl fühle. Und viel ausgeprägter als auf einer Social Media – Plattform ist es in einem Blog möglich, ganz unerwartete Leserschaft zu bekommen. Das Schreiben, das des Schreibens willen Texte bildet, zieht Menschen an, die des Lesens und eines Themas willen angezogen werden. Hier geht es nicht um Kampagnen und Aufrufe per Facebook oder einen griffigen Schlagsatz auf Twitter, hier stehen Texte “einfach so” im Netz.

Und das Stöbern in einem Blog kennt meist deutlich weniger Ablenkungen als jedes Community-Format, in dem Interaktionen immer auch ablenken: Blogs werden, obwohl auch hier die Texte nicht zu lang werden sollten, immer mehr zu Verweil-Inseln im Internet-Hopping, wo man einen Moment länger verweilt als gewöhnlich – und womöglich gar nicht herkommt, wenn man diese Zeit gar nicht mitbringen kann. Dass dazu auch Menschen gehören, die mir in meinem Offline-Leben immer wieder begegnen, ist schön. Ich bin eitel genug, mich zu freuen, wenn jemand sich als Leser outet und mir erzählt, dass ihn ein Text gefreut oder aufgeregt hat.

Und ich beginne, auch selbst mal im Archiv zu stöbern. Was ich besser nicht getan hätte. Es juckt mich, die Inhalte anders zu katalogisieren. Andere Sektionen, unterteilt in neue Themenbegriffe. Bei mehr als 3000 Artikeln allein seit 2007 ist man, beginnt man mit so was, allerdings nicht ganz bei Verstand oder macht sich was vor. Wir werden sehen. Und weiter schreiben. Lesen hoffentlich auch.