Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Aus einem Lehrlingsleben

∞  19 Mai 2011, 18:11

Eine Berufslehre als Berufsehre – angefangen beim Chef.


Ich nehme an, Sie kennen die Situation beim Friseur, wenn das Lehrmädchen scheu und vertruckst in einer Ecke steht, von einem Bein aufs andere tritt und mehr oder weniger interessiert zuschaut. Der Rest des Tages wird mit dem Waschen von ein paar Haarschöpfen und dem Zusammenkehren von Haaren verbracht: Der Anfang einer Coiffeurlehre scheint mir ziemlich öde zu sein.

Aber heute habe ich was anderes kennen gelernt; allerdings nur, weil mir ein Freund voller Begeisterung von seiner Tochter erzählt hat, welche gerade eine solche Ausbildung angefangen hat. Wie bitte? Interessant soll das sein können?

Dann erzählt er mir, dass der Chef des Ladens dieses Problem kennt und deshalb seine Lehrlinge gleich zu Beginn in die Grundausbildung bei einer grossen Kette schickt: Die können sich besonderen Basisaufwand leisten – und lassen fremde Lehrlinge partizipieren. Das dürfte entschädigt werden müssen, aber das ist es dem Chef unseres Lehrmädchens offensichtlich wert. Das hat mich neugierig gemacht, und so habe ich mich in diesem Salon heute zum Haareschneiden angemeldet – bei der Tochter meines Freundes. Und nun habe ich einen einwandfreien Haarschnitt. Was ich dafür aufwenden musste, ist in etwa das doppelte der üblichen Zeit. Dafür bekam ich einen Einblick, was es alles braucht, bis dieses Handwerk nur schon als Fundament erlernt ist. Und ich habe einen jungen Menschen kennen gelernt, der bescheiden aber motiviert seinen Weg gehen will und dem ich viele Kunden und weiterhin Kollegen und Chefs wünsche, die “Ausbilden” wirklich mit “Fördern” gleichsetzen!