Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Auf einer Bank in unserem Lärm

∞  5 April 2010, 17:21

Nachdem ich meine Korrespondenz erledigt habe, was in diesem Fall viel zu förmlich klingt, also schlicht: Nachdem ich ein paar Gedanken auf die Reise geschickt habe, die mir erlaubten, wieder einmal ganz für mich österliche Botschaften zu formulieren und mir selbst wieder zu vergegenwärtigen, wieviel göttlich inspirierte Menschenliebe eigentlich in diesen Tagen gefeiert werden könnte, gehe ich spazieren.

Die Sonne scheint und lacht auch heute über die miesen Prognosen aller Meteosendungen, die ich gehört habe. Es ist kühl, aber freundlich, und über allem liegt die Verheissung eines nahenden Frühlings. Er kommt spät, dieses Jahr, aber er wird kommen. Ein Tag also, an dem die Zweifel ruhen dürfen und der Blick in die Ferne unterbleibt. Man müsste auch blinzeln, weil man geblendet wird. Über den Feldern um mich herum aber breitet sich das Licht aus, und unter meinen Füssen ist das Gras weich und feucht und die Erde ist dabei, so viel Leben in sich aufzusaugen, wie sie kriegen kann. Jeder Halm scheint sich der Sonne entgegen strecken zu wollen.
Ich sitze beim Biotop, von der Forschungsanstalt angelegt, auf dem währschaften Bänklein, gebildet aus einem abgesägten Baumstamm mit mächtigem Durchmesser. Er ächzt nicht unter meinem Gewicht, auf jeden Fall lässt er mich nichts hören. Was ich höre sind die Hunde der Spaziergänger, deren Gebell in den Wald hinein gellt und daraus heraus ploppt. Von den Vögeln in der Auenlandschaft vor mir ist nichts zu hören. Ich beobachte die Spaziergänger über Schilfwedel hinweg, zwischen denen alte Halme wie faulendes Stroh in der Erde versinken. Noch lässt sich hier viel neues Leben nur vermuten, das ungeschulte Auge sieht nur viel totes Geäst und verdorrtes oder verfaultes Gestrüpp. Die scheinbare Unordnung der Natur, in die der Mensch so gerne auslichtend eingreift. Derweil ist das Hundegebell für einen Moment verstummt, und was man nun hört, sind die Rufe der Spaziergänger, die so laut mit einander reden, als wollten sie gegen innere Unruhe anreden. Es ist Unordnung in der Luft und Lärm in mir.

Und dann blicke ich neben meinen Füssen zu Boden. Rund um mich herum liegen mindestens vierzig Zigarettenstummel. Vierzig Filterenden – eine jede ein stummes Eingeständnis: Wir ertragen sie nicht wirklich, die Ruhe, die aus der Natur kommt. Wahrscheinlich ist es sogar so, dass wir uns gegen die mögliche Stille der Natur beruhigen müssen…