Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Auch Sie sind informiert. Wirklich?

∞  10 Juli 2010, 14:56

Ich habe eben Roger Willemsens aktuellen Artikel in der Zeit No. 28/2010 vom 8. Juli über Afghanistan gelesen, Titel: “Kriegsgötterdämmerung”.

Was mir dabei ständig durch den Kopf geht, und was uns Informations-Junkies endgültig einen Stich geben muss, ist die Wirkung der Desinformation. Überhaupt: Wie sind wir denn, zu welchem Thema auch immer, informiert?

Der Westen bringt die Demokratie in die Welt. Was für ein massloser Anspruch schon das allein ist. Und was können wir denn lesen über die fremden Länder, und von wem?
Was nehmen wir denn selbst wahr beim Reisen?
Warum neigen wir überhaupt so sehr zur Pauschalisierung?
Wir treffen einen Inder im Zug nach Delhi, und erzählen nachher zu Hause begeistert: Die Inder sind so offen und freundlich und neugierig und interessiert und…
Welche Qualität Informationen über ein Land haben, wo und von wem wir das auch aufnehmen – es ist wohl nicht falsch, dahinter immer ein grosses Fragezeichen zu setzen. Wir sehen das sehr gut daran, wie wir selbst es befremdend finden, in ausländischen Zeitungen, die in gewisser Distanz zum Heimatland erscheinen, über die Schweiz zu lesen.
Und doch hören sie bei uns jeden Tag Nachrichten. Wie weit ist das stets Propaganda? Und wo fängt die an?

Ich kann mich dabei durchaus auch gleich als Blogschreiber angesprochen fühlen. Die “Manipulation” (noch setze ich Anführungszeichen…) beginnt doch schon mit den Filtern: Welches Thema wähle ich? Was lasse ich im Thema weg, was betone ich? Gut, so lange ich eine solche Entscheidung danach treffe, dass ich nur über Dinge schreiben will, in denen ich mich einigermassen sicher fühle (und selbst informiert…), mag es ja noch angehen und bestenfalls naiv statt berechnend erscheinen: Es ist, so gesehen, besser, ich schreibe über etwas, das mir keine Ruhe lässt -und lasse das auch durchblicken. Dann ist der Beweggrund wenigstens ersichtlich – verbunden auch mit der Frage (die auch in einem Ausruf stecken kann…): Warum? Was läuft schief?

Ja, was läuft schief? Nicht im Irak, nicht in Afghanistan. Bei uns. Warum hören wir nicht auf mit der Kolonialisierung? Denn genau das machen wir, wenn wir der Welt die Demokratie bringen und das Öl sichern. Nur so zum Beispiel.