Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Agonie und Einsamkeit

∞  15 Juli 2007, 16:55

Ein Tag der Agonie. Die Luft steht, drückt alles nieder. Perlender Schweiss auf der Haut, der keine Kühlung schenkt: Da ist kein Windhauch, der verhindern würde, dass die Sonne wie durch ein Brennglas auf die Haut fällt und alles lähmt, was dem “ich sollte”, “ich müsste” oder dem “ich könnte” folgen würde: Aktivität, Regung.

Die Wäsche ist noch immer nicht von selbst aus der Waschküche nach oben gekommen. Der abgefallene Bilderrahmen steht noch immer verloren an der Wand, direkt unter dem Bild, für das er gedacht ist. Noch immer ist es heiss.

Aber ich gehe jetzt dann mal los und denke dabei an eine alte Dame, die, bei einigermassen guter Gesundheit, in einem Altersheim voller missgünstiger gebrechlicher Bewohner zu vereinsamen droht, während alte Freundinnen per Brief “aufrichtig” bedauern, “dass sie vom rechten Glauben abgefallen sei” (solchen Personen tut man oder frau dann “leid”), nur weil sie in einem Telefongespräch den Glauben an die göttliche Autorität nicht unbedingt an die unabdingbar gültige heilige Dreifaltigkeit knüpfen mag.

So gehen mit achtzig Freundschaften – oder das, was dafür gehalten wurde – zu Ende, während sich neue Bekanntschaften nicht mehr finden lassen.

Das Alter hat manche bittere Pille parat, so scheint es. Und darum will ich es ehren, in dem ich mir der Gnade bewusst bin, die es bedeutet, im Augenblick verweilen zu können – und also nicht über die Hitze zu klagen oder über die eigene Trägheit. Ich ergebe mich vielmehr in mein inneres Wollen, und das sagt mir: Es ist jetzt Zeit für den Segen der Hausarbeit. Und dabei bin ich der Meinung, dass ich in diesem speziellen Fall durchaus den Sonntag heilige.

Bildnachweis: pfalz-bild.de

Themen: Tagebuch und
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