Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Ärzte ohne Ethik

∞  28 November 2013, 15:12

Ich muss immer wieder an der beruflichen Ethik von Ärzten zweifeln, und ich kann teilweise nur staunen, mit welcher Nonchalance die Menschen in den weissen Kitteln Rezepte ausstellen – oder Fahrbewilligungen autorisieren.

Beispiele wie dieses kennen viele unter Ihnen, da bin ich überzeugt:

Alte Menschen wursteln sich durch. Der gesundheitlich noch ein bisschen besser da Stehende kümmert sich rührend liebevoll um den Partner – aber gibt sich auch störrisch und bockig, wenn es darum ginge, Hilfe anzunehmen. Man hilft sich selbst und beweist so der Welt, dass man sich nichts sagen lassen muss. Schon gar nicht vom Hausarzt. In diesem konkreten Fall geht es um einen Patienten, den der Arzt nicht laufend zu Gesicht bekommt. Veränderungen müssten ihm also gar noch eher auffallen, als dies bei einer ständigen Begleitung der Fall wäre, weil dann schleichende Prozesse oft nicht sofort wahr genommen werden. Im hier vorliegenden Beispiel geht es allerdings um sehr viel gravierendere Schritte des Verfalls, die darauf hindeuten, dass der Patient in der Zwischenzeit wohl einen leichten Schlaganfall erlitten hatte. Das Liebste und Teuerste ist diesem Mann die Fahrerlaubnis, die Möglichkeit, weiter Autofahren zu können. Er mag kaum noch hören, und kaum gerade auslaufen können, er mag zwischenzeitlich nicht mehr wissen, ob er in Frankreich ist oder in der Schweiz, zuhause oder bei den Kindern, er mag den Weg zu ihnen nicht mehr finden – aber Autofahren kann er selbstverständlich weiterhin?

Und was ist denn das für eine Gedankenkette, die da offenbart wird? Der Arzt rät, auf den alten Mann einzuwirken, verliert aber kein Wort darüber, dass er es selbst beim nächsten Besuch des Patienten ansprechen will – und meint dann noch:
“Der Mann und seine Frau sind ja eh mehr als ein halbes Jahr lang jeweils in Frankreich…”

Ach so, na ja, dann ist ja alles gut. Aus den Augen aus dem Sinn, und wenn französische Kinder angefahren werden, ist das weit weg?