Reflexionen

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Australien 2007 - Tag 6

∞  5 März 2008, 15:44

Erlebt am 29. Oktober 2007 – Von Apollo Bay nach Port Campbell

Ein Tag der Zeugen der Natur



Aufstehen um sechs Uhr in der Früh… Diesmal sind wir wirklich praktisch die ersten. Aber wir haben gut geschlafen. Erstmals, fast, ohne nächtlichen Pipi-Gang…

Die schon jetzt kräftige Sonne frisst das Kondenswasser auf dem ausgebreiteten Überzelt rasch weg. Wir entwickeln langsam eine ineinander greifende Arbeitsteilung. Thinkabouts Wife ist im Auto zu Gange, ich draussen. In 100 Minuten sind wir aufgestanden, geputzt und gekämmt (halbwegs), haben gefrühstückt, das Zelt ist abgebaut und das Auto reisefertig.

Von Apollo Bay nach Port Campbell, wo wir in direkter Nachbarschaft zu den zwölf Aposteln übernachten wollen, sind es knapp hundert Kilometer, die wir auf sehr guter Strasse zurücklegen, durch eine sattgrüne Landschaft. Hier gäbe es auch immer mal wieder ein nett herausgeputztes Café, das zur Musse einlädt. Wir aber sind ja erst los gefahren, und so geniesse ich es, völlig gelassen durch die Wälder zu “curven”.
Wie ich es liebe, durch das Lichterspiel der Äste gleiten zu können!

Als die Strasse zur Küste zurück führt, sind wir auch bald da. Wir haben vor, die zwölf Apostel gleich zu besuchen und dann bei Sonnenuntergang zurück zu kommen. Zumal das Wetter noch nicht so besonders ist: Grau und bedrohlich hoch steigende Wolken, die aber doch immer mal wieder Lücken zeigen. Dann brechen jeweils Sonnenstrahlen über die Szenerie, als würden sie durch ein Fenster in eine dunstgeschwängerte Waschküche leuchten.


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Eine ungewohnte, stimmungsvolle Ambiance, die einen sehr still werden lässt im Angesicht der Gewalt und Macht der Natur. Und während der Wind an der Jacke zerrt, zeigt sie Dir durch jede abgeschliffene und ausgefeilte Kante der Riffe, wie viel Zeit und Geduld sie hat, um ihr Werk zu gestalten…


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Danach laufen wir der Strasse entlang rund einen Kilometer den Weg zurück. Da kann man dank einer Treppe an den Fuss der Küste gelangen, wodurch das monumentale Werk der Natur noch viel unmittelbarer zu spüren ist – im phantastischen Gegensatz zwischen dem feinen Sand des Strandes, auf dem Du stehst, während Dein Blick über die schroffen Konturen der Klippen gleitet. Und immerzu donnert das Meer und arbeitet sich vor, mit jedem einzelnen Wellenschlag gewaltige Kräfte frei setzend… Und das Meer fragt nicht, wie lange es dauern mag, den nächsten Felsen abzutragen. Es arbeitet einfach weiter.


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Die wenigsten Kräfte der Natur verändert der Mensch. Er kann sie vielleicht umleiten, nutzen, ausbeuten. Aber nie besiegen. Die zwölf Apostel sind heute noch zu acht…

Port Campbell liegt nur sieben Kilometer entfernt. Mittlerweile scheint die Sonne, und zwar genau so lange, bis ich den letzten Hering des Zeltes in den Boden gedrückt habe. Dann beginnt es zu regnen. Bei diesen wechselhaften Wetterkapriolen ist Thinkabouts Wifes Vorschlag, sich eine Dusche zu gönnen, goldrichtig. Der Campingplatz ist auch top ausgerüstet und blitzsauber.

Thinkabouts Wife kocht derweil – ich bin wirklich zu beneiden! Gestärkt finden wir, ein Spaziergang in Camp-Nähe wäre nett, kommen aber nur bis zum Informationszentrum – es regnet schon wieder.

Wir beschliessen, zum Loch Ard zu fahren: Sieben Kilometer entfernt kann das Wetter schon wieder ganz anders sein… Der Spazierweg zum Blow Hole und zu Thunder Cave ist einmalig. Das Wetter auch. Durchbrechenden Sonnenstrahlen folgt ein Wolkenbruch, und auf dem langen Bogen des Wanderwegs zurück zum Parkplatz werden wir trotz Regenhosen und -Jacken völlig durchnässt.


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“Zu Hause” können wir dann für genau 30 Minuten die Sachen zum Trocknen aufhängen, dann regnet es schon wieder… Aber nicht für lange! usw…
Der Campingplatz liegt an einem beschaulichen Fluss. Es ist unglaublich, wie unterschiedlich sich Wasser gebärden kann…

Thinkabouts Wife hat ein entzündetes Auge. Es schmerzt und irritiert gehörig. Ein nicht gerade feiner Lohn für eine formidabel organisierte Reise!
Es ist jetzt 21h20, und ich krieche gleich zu ihr ins Zelt. Es ist gehörig strapaziert worden heute und patschnass. Aussen. Und der Wind hat an ihm ohne Unterlass gezerrt. Hoffentlich bewährt es sich weiterhin und ich kann es morgen einigermassen getrocknet verstauen…