Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Ein schönes Drama in drei Akten - mit Fairplay

∞  10 Juli 2012, 14:31

Heute mag ich eine kleine Geschichte erzählen. Einfach, weil sie mich bereits den ganzen Tag begleitet und mir immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht zaubert – und ich weiss, dass zu dieser Geschichte noch andere Menschen gehören, denen es genau so geht. Eltern zum Beispiel.

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Der regionale Tennisverband veranstaltet einen Sommer-Event, mit dem er die talentierten Junioren dazu animieren will, aktiver und ernsthafter unter echten Sparringpartnern zu trainieren. Den Modus zu erklären, ist nicht so wichtig, auf jeden Fall führt er dazu, dass Mädchen, die sonst zusammen in einer Mannschaft spielen, nun nicht nur an der Clubmeisterschaft gegeneinander spielen, sondern auch im Training unter Wettkampf-Bedingungen. Denn Sieg und Niederlage haben Folgen, bringen Punkte, Ranglisten und im besten Fall ein Schnuppertraining bei einer Top-Damenmannschaft der Schweiz. In diesen Spielen soll allerdings auf jedes Coaching durch die Eltern verzichtet werden. Gefördert werden soll eben auch die Selbständigkeit und die aufrecht gehaltene Konzentration allein durch den eigenen Antrieb.

Unsere Hauptpersonen, zwei zwölfjährige Mädchen, zusammen erfolgreich in der Mannschaftsmeisterschaft, treten nun also gegen einander an – bis sie des schlechten Wetters wegen nach mehreren Unterbrüchen in die Halle ausweichen müssen.

Die beiden haben eine sichere Technik, aber es ist in diesem Alter nicht leicht, den Platz auszumessen und Punkte wirklich heraus zu spielen. Also fliegt der Ball bei jedem Ballwechsel lange übers Netz… Abends um neun steht es 3:3 im dritten Satz. Das eine Mädchen kann kaum mehr laufen, will aber partout nicht aufgeben. Die Freundin verzichtet darauf, die Schwäche der Gegnerin auszunützen – und schlägt vor, dass sie die Partie am Wochenende zu Ende spielen.

Das machen die beiden dann auch, und das Mädchen, das mit so viel Fairness glänzte, gewinnt das Spiel schlussendlich auch so mit 6:4 im dritten Satz. Total hat das Spiel – ohne Unterbrechungen – Vier Stunden und fünfzehn Minuten gedauert!

Ich finde, die Beiden haben dem Sinn dieser Spielserie mit jeder Faser nachgelebt, und ich, der ich in der Schlussphase auf dem Nebenplatz spielte, kniff mich gedanklich immer wieder in die Nase: Unglaublich, wie konzentriert und technisch sauber die Mädels das spielen – und wie natürlich Ehrgeiz und Kameradschaft zu vereinen sind. Wir alten Knackis können uns auf jeden Fall an dieser Geschichte ein Beispiel nehmen. Oder mehrere. Es ist eine rundweg schöne Geschichte. Hut ab, Ihr Zwei!