Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Zuviel Zeit auf Emfpang?

∞  11 Juli 2012, 15:54

Der Sommer ist ein Trauerspiel und Thinkabout wird alt. Vielleicht ist es so banal zu erklären, warum ich ganz offensichtlich griesgrämiger werde. Ich finde immer weniger Gründe, NICHT an der Welt zu verzweifeln. Also, an den Menschen, meine ich.

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Die Finanzkrise, ihre Ursachen und Wirkungen, soweit sie überhaupt durchschaubar sind, legen immer wieder schonunsglos dar, dass der Mensch als Individuum, so, wie wir ihn in der globalen Weltordnung so schön besingen, weil wir an seine Geldbörse wollen und die eigene davon fetter zu werden verspricht, dass also eben dieser Mensch als gestaltendes Element für die Umsicht heischende Aufgabe der Substanzerhaltung unserer Erde nichts taugt. Null und nichts. Auch die von ihm selbst geschaffene Ordnung reisst er mit der Zeit selbst wieder ein. Nada. Wir schaffen nur Katastrophen. Heute habe ich gehört, dass wir 25% der Erdoberfläche, die zur Nahrungsmittelproduktion taugen würde, zerstört haben. Ich mag gar nicht weiter aufzählen oder klagen. Interessant ist vielmehr der Gedanke, der mir dabei immer kommt, wenn ich mich frage, warum mein Pessimismus beständig wächst?

Ich glaube nämlich, dass dies wesentlich damit zu tun hat, dass ich die Zeit dazu habe, über diese Dinge nachzudenken und mir den Kopf zu zerbrechen darüber. Weil meine anstehenden Pendenzen des Alltags nicht so zahlreich und belastend sind, dass ich das willentlich oder instinktiv ausblende, und weil ich, eben, nicht so viele “wichtige” Dinge auf meiner persönlichen Timeline vorhalten mag, mit denen ich gut beraten bin, den Kopf zu senken und Ablenkungen auszublenden. Nein, ich habe die Zeit, und dieses Blog und andere Projekte laden, ja fordern mich geradezu dazu auf, mich “zu informieren”.

Als Versuch der Pschohygiene habe ich vor Monaten bei mycomfor.ch ein Dossier begonnen, mit dem Titel Positive News. Ich habe eben nachgesehen: Der letzte Eintrag stammt vom 16. April 2012.
Verstehen Sie mich richtig: Ich bilde mir nicht ein, es geschähe nichts Gutes auf der Welt. Ich stelle nur fest, dass diese Nachrichten irgendwie an mir vorbei ziehen, dass ich die Alarmierungen aufnehme, aber nicht die Mutmacher. Und ich frage mich, ob das nur mir so geht, oder ob das ein bisschen typisch ist: Dass Erfahrungen und die steigende Unlust, die Tempobolzerei mitzumachen und sich die wiederkehrenden Mechanismen immer wieder anzusehen, ohne dass sich irgend etwas besser entwickeln würde als bei der letzten Katastrophe, dazu führen, dass man Vieles einfach müde wird – oder ist die Müdigkeit erst da und macht aus mir den Pessimisten? Werde ich zum Autofahrer, der auf der Autobahn plötzlich mit 100 tuckert und dabei über die Raser flucht, die allenthalben überhand nehmen?