Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Playa Quemada

∞  25 März 2014, 19:42

Ein kleines, ein wenig heruntergekommenes Dorf am Meer auf Lanzarote. Wir besuchen es nicht auf Grund eines Torismusführers, sondern wegen einem Bericht und entsprechender Empfehlung in einem Blog. Was wir antreffen, ist ziemlich genau das, was versprochen wurde, vor allem, was das Atmosphärische, das Lebensgefühl betrifft, das wir spüren können:

Die Häuschen am Strand trotzen dem Wind und den Gezeiten, aber man sieht es ihnen an.

Der Wind bläst vom Land her aufs Meer hinaus. Es ist anzunehmen, dass das später umgekehrt sein wird. Aber er wird blasen, der Wind.

Ein junger Mann, Typ echte Sportskanone, steht in Bermudas mit barem Oberkörper neben seinem auf einem Mäuerchen ausgestreckt ruhenden Surfbrett. Das Brett ist knatschgelb und womöglich der einzige Gegenstand am Strand des Dörfchens, der keine Patina angesetzt hat. Der Mann steht reglos und blickt aufs Meer hinaus. Später kauert er auf dem Mäuerchen neben seinem Brett und starrt weiter aufs Meer. Er wirkt nicht so, als wartete er auf die richtigen Wellen oder weniger Wind. Er wirkt so, als wartete, oder besser verharrte er so während geraumer Zeit, Tag für Tag. Jeder Tag ist dabei so gut oder schlecht wie irgend ein anderer, und jene Tage, an denen die Natur den Respekt der Menschen hier wiedermal für sich einholt, ist der wirklich besondere Tag. Die andern fliessen einfach.

Jobs gibt es hier nicht viele, Stress aber auch nicht. Das Meer rauscht weiter, die Wellen kräuseln sich, die Sonne wärmt. Oder brennt. Alles um uns herum ist so viel grösser als wir, einschliesslich des Vulkanberges im Rücken des Dorfes.

Ist es so schlecht, sich dem Rhythmus dieser Macht anzupassen? Was bedeutet hier für einen Einheimischen “Perspektive”? Ist nicht vielleicht die einzige Sorge, die uns wirklich beschäftigen sollte, die, dass es Menschen gibt, die eine solche persönliche innere Uhr gar nicht (mehr) haben?

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(Bilder folgen – den Surfer aber stellt Ihr Euch mal hübsch selber vor).