Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Eine unerwartete Wieder-Entdeckung

∞  2 Januar 2011, 17:44

Es wintert sehr. Irgendwie macht mir das dieses Jahr mehr zu schaffen als auch schon. Wir haben aber auch einen saukalten Winter, nicht wahr? Letzte Saison hat man für den Kanton Zürich mehr als 30 Tage mit Schneefall gezählt. Das war aussergewöhnlich – und könnte dieses Jahr leicht getoppt werden.
Wie gesagt: Mich umklammert vor allem die Kälte. Und das Jahr beginnt für mich mit einer Geschäftsreise. Als Pinguin, sprich im Anzug, ist die Kleiderordnung dabei nicht immer so leicht den Wetterbedingungen anzupassen. Vor allem dann nicht, wenn man über keinen valablen Wintermantel verfügt. Meine Lieblingsjacke ist aber suboptimal, weil dabei die Jacketstösse des Anzugs relativ avantgardistisch unter der Jacke hervor lugen. Und einen langen Mantel habe ich nicht. Das heisst, schon, aber den kann ich nun wirklich nicht mehr zu Geschäftsterminen tragen: Der Kragen ist abgewetzt. Nicht nur der Kragen.

Missmutig greife ich also in den Schrank, zerre das braune Ding ans Tageslicht – um mir zu bestätigen, was ich schon weiss: Geht gar nicht.

Doch dann zögere ich: Daneben hängt noch ein Teil, ein dunkelblauer Mantel, und ich kann mich nun wieder erinnern, dass ich ihn seinerzeit gedanklich entsorgt hatte, weil der damals neue, braune Mantel, das Teil verdrängt hatte. Ich stelle nun also heute verdutzt fest, dass der alte Mantel eigentlich ganz passabel ist – und so kommt er morgen zu neuen Ehren. Und, ja: Wenn der Winter nicht so giftig wäre, hätte es wohl noch Jahre gedauert, bis ich mir bewusst geworden wäre, dass es ihn noch gibt, den guten alten Blauen.

An Kleidern lässt sich manchmal gut erkennen, wie individuell und unvorhersehbar wir selbst unsere Sympathien verteilen. Hauptsache aber bleibt, dass das, was wir tragen, zu uns passt, uns ein gutes Gefühl gibt und uns das tun lässt, was wir sind: Persönlich sein. Es ist wichtig, auf das Selbst vertrauen zu können. Dass Kleider hierbei eine Rolle spielen, ist nicht zu bestreiten.