Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Arbeit schenkt Würde

∞  24 April 2013, 07:00

SMS zum Tag:

Wer Arbeit hat, besitzt Würde.
Jeder unfreiwillig Arbeitslose müsste daher Scham erzeugen – bei den Politikern.

Die Arbeitslosenzahlen in Europa sind eine ganz besondere Peinlichkeit, ein Ausdruck für das grundlegende Versagen der Politik – und der Wirtschaft. Mit nichts wird so schamlos Wirtschaftspolitik gemacht wie mit der Drohung, ein Nein zum freien Markt würde Arbeitsplätze kosten. Um sie dann für noch mehr Gewinn doch zu opfern.

Die geradezu skandalös hohen Zahlen an arbeitslosen Jugendlichen stellen ein Sprengpotential dar, das im Grunde schon längst hätte zu Aufständen führen können. Doch es ist nicht zu erkennen, dass sich die Politik davon übermässig beunruhigen liesse. Sie macht weiter. Und hat, wenn sie spart, immer die gleichen Rezepte:
Renten kürzen, Sozialleistungen kappen, bei der Bildung sparen. Ausgerechnet.

Arbeit schaffen. Es gab mal eine Zeit, da waren die Unternehmer nicht selten, die in ihren Mitarbeitern ihr grösstes Kapital sahen. In börsenkotierten Konzernen sind sie in erster Linie ein Kostenfaktor.

Heute wurde am Radio mitgeteilt dass die Schweiz im Januar erneut einen Exportüberschuss erzielt hat. Das Hochpreisland Schweiz mit den mit höchsten Löhnen exportiert mehr Güter, als es einführt. Die Arbeitslosigkeit ist tief. Die Wirtschaft weiss darum, dass seine Mitarbeiter auch die Bürger sind, die das wirtschaftliche Umfeld an der Abstimmungsurne laufend mit bestimmen. Weiss sie es wirklich? Das Stimmvolk hat letztes Jahr eine zusätzliche Ferienwoche abgelehnt, weil das dem Wirtschaftsstandort zusätzliche Schwierigkeiten bereitet hätte – aber es hat auch die Abzockerinitiative angenommen, das die exorbitanten Managerlöhne einschränken möchte. Sieht man genau hin, sind die Signale erkennbar und man kann ein Gefühl dafür bekommen, wie gross die Gefahr sein kann, den Bogen zu überspannen.

Ich kann nicht anders, als immer wieder neu festzustellen, wie froh ich um unsere Instrumente der direkten Demokratie in einem Vielparteienstaat bin. Sie helfen einfach mit, dass sich die Politik nicht allzu weit vom Bürger entfernen kann.