Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Thinkabout ist Grufti – ob sich das je nochmals ändert?

∞  25 November 2011, 21:57

Thinakbout mag Facebook nicht. Thinkabout schreibt gerne E-Mails (nach Duden die korrekte Schreibweise). Doch damit scheint er je länger je mehr mit sich selbst einsam zu werden. Warum ich doch nicht bei Facebook wirklich aktiv bin. Noch nicht.


Es war gar nicht so lange vor der Jahrtausendwende, liebe Leser, als diese neumodischen “elektronischen” Kommunikationsmittel auftauchten und alsbald eine Diskussion über die Verluderung der Sprachkultur und den Untergang des Briefes einsetzte.

Die erste SMS des Short Message Service wurde am 3. Dezember 1992 (mit dem Text »Merry Christmas«) von einem PC an ein Mobiltelefon im britischen Vodafone-Netz gesendet. Dies war etwa ein Jahr nach der Einführung des GSM-Standards für Mobiltelefone in Europa.
Quelle: wikipedia

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In Deutschland wurde am 3. August 1984 um 10:14 Uhr MEZ die erste Internet-E-Mail empfangen.
Quelle: wikipedia



Und nun haben wir also Facebook, und ich beginne zu ahnen, wie es damals den Briefeschreibern gegangen sein muss. Ich war und bin ein Vielschreiber. Ich war von der E-Mail sofort begeistert. Es erlaubte, in beliebiger Ausführlichkeit, von formlos bis formvollendet seine Gedanken mitzuteilen, Dateien auszutauschen und dabei praktisch in Echtzeit das Geschriebene auch in den Briefkasten des Adressaten zu senden.

Gleichzeitig waren und sind E-Mails weniger aufdringlich als andere Kommunikationsformen. Sie kommen in ein Postfach und können da schon mal auch ein bisschen liegen bleiben. Das fand und finde ich ganz angenehm: Mails haben sich den Charme der Blitzgeschwindigkeit ohne die absolute Rückantwortsofort-Anforderung bewahrt und tragen so in sich das freundliche Angebot, sofort von etwas Notiz zu nehmen – und später darauf einzugehen.

Das gute liebe Mail hat mir manche Freundschaft beschert. Man kann in Mails genauso gut zwischen den Zeilen lesen wie in Briefen, doch während jeder Versuch einer Brieffreundschaft an der eigenen Nachlässigkeit oder am Postweg früher oder später bei mir gescheitert ist, so wurde das Mail mein liebstes Kommunikationsmittel. Damit werde ich nun selbst, wie damals Eltern und Anverwandte, zum Outsider, zum Methusalem und Grufti: Denn ich stelle feste, dass sich die Mails in meinem Postfach ausdünnen. Die Menschen mögen nicht mehr schreiben. Also, nicht so, auf jeden Fall. SMS geht ja noch, aber Facebook ist viel schneller und cooler und “offener”. Jeder kann sofort sehen, was ich mitzuteilen habe. Ich pinne es einfach.
Jemanden anschreiben, ohne dass es sonst jemand mitbekommt? Energie für einen Einzigen statt zumindest für ein Forum, das gefälligst mitbekommen soll, dass ich mit dem Besagten gut kann?

Ich weiss natürlich, dass Beides möglich ist, aber, Freunde, seien wir mal ehrlich: Die Pinwand, der Hinweis auf die eigenen Vernetzungen, das ist doch wichtig. Und es ist die Fortsetzung dessen, was die Kids auch in der Erwachsenenwelt vorgeführt bekommen: Heute pflegt man seine Kontakte, man vernetzt sich. Das ist wichtig. Man braucht Beziehungen, virtuelle Links geben den Anschein einer tatsächlichen Verbindung. Und ob der Pflege dieser schnell hingehauchten “ich dich auch’s” fühle ich mich nur schon bei der Beobachtung aus der Ferne atemlos werden.

Kurz: Es ist einfach nicht mein Ding. Und irgendwie möchte ich nach wie vor auch nicht, dass sich das ändert. Weil diese Art der Social Media mit mir etwas anstellt, das ich nicht wirklich unter Kontrolle habe.
Täuscht mein Eindruck, dass sich heute die Menschen sehr viel häufiger dabei ertappen, dass sie plötzlich jemandem wortreich erklären, warum sie solange keine Zeit mehr hatten für ein Hallo? Ein Hallo, das eine Antwort erlaubt, meine ich, ein en gemeinsamen Espresso, ein Gespräch.

Ich bin also nicht dabei, noch immer nicht, zumindest nicht richtig. Es sei denn, es kommt jemand daher, der mich genau da packt, wo ich anzufixen wäre:
Wenn schon so Vieles an Facebook so trashig oberflächlich ist – wäre es da nicht DIE Herausforderung, die interessanten Funktionen, die Möglichkeiten des Kontakts so wahr zu nehmen, dass daraus wirklich ein Forum würde, das Meinungen bildet, austauscht? So, wie das Firmen sich schon lange wünschen, für ihre Produkte, mit bezahlten Meinungsmachern in Foren… Aber gegen den wahren Geist der Debattierlust, von einer seriösen Zeitung genährt und geleitet, wäre kein oberflächliches kommerzielles Kalkül stark genug, um diese Vorteile und die entsprechende Tiefe zu bagatellisieren. Zig Mio Nutzer von Facebook gibt es schon allein im deutschsprachigen Raum. Entsprechende Auftritte im eben beschriebenen Sinn sind aber kaum auszumachen. Wird sich das ändern? Machen die Menschen ihr Facebook – oder formt sich Facebook seine Menschen?