Still werden
Ich habe schlecht geschlafen. Schlecht? Nein, ich war nur irgendwie zu früh wach für meinen freien Tag, als wenn mein Inneres schon aufgebrochen wäre. Manchmal scheint es, ich kann ihn gar nicht erwarten, meinen stillen Freitag.
Ich begegne zwar Menschen, aber ich bin an diesem Tag sehr nah bei mir, und Begegnungen, die nicht in diese Ausrichtung passen, finden einfach nicht statt. Dieses Heute gehört für ein paar Stunden nur mir.
Dennoch ist es keine Ich-Bezogenheit. Offensichtlich bin ich gut auszuhalten, denn die Menschen sagen mir am Freitag irgendwie freundlicher guten Tag. Und ich bin manchmal verwundert, dass ich gar nicht so sehr die Einsamkeit suche. Ich kann ganz gut unter Menschen allein sein und doch Teil von ihnen.
Manchmal komme ich mir wie ein Spaziergänger vor, der immer wieder stehen bleibt, und etwas am Wegesrand beobachtet.
Nun, wer mag, darf mich gerne imitieren. Und ich freue mich über ein freundliches “Guten Tag”.
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zum Thema eben online gestellt (unter “GEDICHTET”):
Vor einem stillen Tag