Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Professionelles Tennis in Gefahr

∞  11 Mai 2008, 12:36

Tennis-Events brauchen gesunde Tennis-Spieler…

Dawydenko, Djokovic, Roddick, Stepanec – Vier Spieler, die in den letzten Wochen im Final oder Halbfinal eines Tier 1 – Turnieres aufgegeben haben. Sei es, weil sie wirklich überlastet waren, sei es, weil sie für noch grössere Ziele nichts riskieren wollten…

Die Angeschmierten sind die Zuschauer, ganz extrem angeschmiert diejenigen, die gestern in Rom die Halbfinals sehen wollten. Sie sahen 3 Games bei Wawrinka gegen Roddick und sieben bei Djokovic gegen Stepanec. Das reicht zusammen in einem engen Match nicht mal für einen Satz, geschweige denn für ein Spiel.

Der Tennissport ist an einem gefährlichen Punkt in seiner kommerziellen Entwicklung angelangt. Die Spieler werden nicht gefragt: Wer kassiert, hat zu schweigen. Diese Mentalität der Veranstalter und Organisatoren ist höchst arrogant, dabei dumm und auch gefährlich. Natürlich kassieren die Spieler sehr, sehr viel Geld. Sie tun es aber um so ungenierter, je mehr man sie auf dieses Bild reduziert: Wenn man eh nichts anderes von mir erwartet, was soll ich mich dann um Korrektur bemühen? Umgekehrt will jeder Veranstalter sein Turnier möglichst bevorzugt sehen und damit auch alle guten Spieler am Start haben. Was dazu führt, dass diese zum Start bei vier Grand-Slam-Turnieren und 9 Turnieren der ersten Kategorie verpflichtet sind – es sei denn, sie sind verletzt…

Der Tennissport will expandieren. Noch mehr expandieren. Neue Märkte erschliessen, nachdem die Deutschen keine Graf und keinen Becker mehr haben und die Amerikaner mit Jimmy Connors den grössten Star auf der Betreuerbank statt auf dem Spielfeld haben. Die Zukunft liegt in den arabischen Ländern, und, auch hier, in China (Shanghai). Das bedeutet für die Spieler noch mehr Reisekilometer. Und die Vermarkter haben noch immer ein Problem: Es ist eine Krux mit dem Tennisspiel. Du weisst nie, wie lange es dauert… Eine oder drei Stunden? Für das Fernsehen eine echte Schwierigkeit. Für mich eine nette kleine Subversion des Spiels an sich. Aber sie werden es hinkriegen, das alles einzumitten und einzuebnen auf ein verträgliches Mass. Immer wieder werden Regeländerungen diskutiert. Bisher werden sie nicht umgesetzt oder dann wieder zurück genommen (Gruppenspiele, damit jeder Star mindestens zwei Mal antritt). Noch wird von Sätzen mit nur vier zu gewinnenden Games nur gesprochen.

Tennis ist ein Sport mit langer Tradition. Entsprechend wichtig sind Statistiken, der Vergleich der Leistungen der Dominatoren über Generationen. Es ist interessant, zu beobachten, wie sich die Gier nach einer weiteren Ausschlachtung dieses Sports vor der Macht der Tradition (noch) fürchtet. Wie lange noch?
Denn die Alternative hiesse: Selbstbeschränkung. Das Angebot beschränkt halten, die Fleischtöpfe nicht mehren. Das Beste würde exklusiv bleiben – und die Spieler würden daran erinnern, dass sie biologische Grenzen haben… Am Fernsehen würden die grössten Turniere etwas Besonderes bleiben.

Olympia ist auch nur alle vier Jahre. Und auch das ist keine Garantie, dass der Anlass versaubeutelt wird…