Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Das Wichtige am Anfang und am Ende

∞  4 Juli 2013, 21:26

Ich fahre durch die Stadt. Die Leute fahren Auto wie immer. Du kannst dich aufregen – oder es bleiben lassen. Welche, die sich aufregen, finden sich immer. Die Menschen haben Probleme, ganz offensichtlich, und sei es nur, dass sie nicht sehen, wie klein die sind.

Als ich heute Abend nach dem Besuch bei Mutter zurück nach Hause fahre, entfällt mir, dass in Zürich für das Sommernachtsfest rund ums Seebecken alles eingerichtet wird. Und schon stecke ich im brutal zähen Stau, brauche mehr als zwei Stunden nach Hause statt 45 Minuten. Aber ärgern kann ich mich nicht. Ich bin nur müde – und merke es so erst recht.

Zuvor aber, und dafür ist diese Blechlawine dann die abschliessende Metapher, erlebe ich am Krankenbett meiner Mutter, wie sehr ein schwer kranker Mensch wieder bei jenen Bedürfnissen ankommt, die ganz zu Anfang seines Lebens allein zählen:

Schlaf, Nahrung, Verdauung.

Nichts quält meine Mutter momentan so sehr wie ein irritierender und sie laufend narrender Harndrang. Der Schlaf aber wird zur Erlösung, wenn er dann kommt. Nahrung ist keine Lust mehr, kein Thema, aber Mundtrockenheit schon. Und so bekomme ich ein aufrichtiges, mein Herz anrührendes einfaches und doch so tiefes Dankeschön für die geringsten Hilfen, welche die obigen drei Grundbedürfnisse gehören.

Das Leben und sein Rest, der übrig bleibt, reduziert sich auf die Grundfunktionen des Körpers. Genau so kann man aber auch sagen, dass man leben kann wie ein anspruchsloser Reisender, für den die gleichen Maximen gelten: Schau in erster Linie, dass Du zu essen bekommst, Schlaf findest und vernünftig zur Toilette gehen kannst. Werden mir diese Grundbedürfnisse erfüllt, so kann ich leben – und dem Leben Schönes abgewinnen, zudenken, ja sogar schenken. Das eigentliche Glück ist anspruchslos – es erfrischt sich geradezu an der Leichtigkeit, mit der man Gaben annehmen, Verwendung für sie finden – oder aber auch wieder auf sie verzichten kann.

Diese Aufgabe am Ende: Alles lassen zu können, darin auch ein Dürfen zu sehen, führt aus jeder verbliebenen Abhängigkeit heraus. Und mit diesem schönen Gedanken mache ich hier nun einen Punkt.