Reflexionen

In Wort und Bild gesehen, gedacht und gefühlt
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Mit Lebenslust ein Leben lang, mindestens


Vietnam: Ruhetag in Hoi An, Hotel Palm Garden

∞  5 September 2009, 17:44

Erlebt am 5.April 2009


Das Wetter ist schön, gemäss Anschlag beim Restaurant ist es 30° warm bei 92% Luftfeuchtigkeit.

Wir sitzen auf unserem Balkon im Schatten, schreiben Tagebuch, wollen einen Ruhetag machen – so richtig.

Ich habe schon den Badeanzug an; sieht nach dem üppigen Frühstück etwa so aus wie unser Zimmer: nicht ganz wie im Katalog.

Am Strand entlang zu spazieren ist heiss, und Muscheln finden sich praktisch keine, aber es hat nur wenig Leute, und zwei schöne Liegen in der vorderen Reihe sind frei. Der grosse Stroh-Schirm spendet Schatten, und es weht ein willkommenes Windchen.

Auf dem Meer sind zwei Rundboote zu sehen, die ziemlich weit draussen sind. Es ist mir immer noch ein Rätsel, weshalb die nicht kentern, so ganz ohne Kiel und bei diesen Wellen.

Ein junges japanisches Pärchen wagt sich ins Meer. Die Brandung ist nicht stark, aber vorhanden. Zwei- dreimal unter den Wellen durch, oder darüber, und man wäre draussen. Ihm ist das völlig klar, alleine hat er es vorhin so gemacht. Sie quietscht laut und hell bei jeder Welle, und steht nachher im besten Fall am gleichen Ort, obwohl er sie bei der Hand nimmt. Ich befürchte, sie kann nicht schwimmen.

Nachher lassen sie einen bunten Drachen steigen. Das geht besser, viel besser.




Die zwei sind richtig süss.
Eine Frau in den Dreissigern besucht ihre reservierte Liege, bleibt daneben stehen. Sie trägt über dem Badeanzug ein blaues Kleidchen, dessen Saum sie sicher fünfmal bis zur Taille hochschiebt, als ob sie es ausziehen wolle, um es dann doch anzubehalten. Sie kommt mir vor, wie ein Kind, das mit seinem Höschen spielt. Nach gut fünf Minuten verlässt sie missmutig den Strand.
Ein Paar will Jetski fahren, dafür bringen sie einen Kameramann mit, der das ganze wohl filmen soll. Der Instruktor fährt das Gerät ins ruhige Wasser, die anderen zwei sollen schwimmend nachkommen. Der Mann steigt auf und erhält eine Einführung, aber der Lehrmeister ist nicht zufrieden, lässt ihn nicht alleine fahren. Nach etwa zwanzig Minuten im Wasser Stehen wird es der Frau zu dumm, sie kommt zurück an den Strand und verschwindet mit dem Filmer, der nichts filmte.

Nach zwei Stunden haben wir hier alles gesehen und verschieben uns an den Pool. Zuvor bringen wir noch die ausgeliehenen Badetücher zurück, was bestens verdankt wird. Es war mir doch so, dass es da mehr besetzte Liegen als Schwimmer gibt, und dies kann ja hoffentlich nicht am Versagen der Lifeguard liegen.

Am Pool bekommen wir neue Tücher, und der freundliche Mann will sie uns gleich selbst auf den Liegen unserer Wahl drapieren. Auch hier hat es angenehm wenig Leute.

Unter jedem Sonnenschirm klemmt ein „Service-Fähnchen“, das man schwenken soll, wenn man etwas bestellen will oder sonst einen Wunsch hat. Hier könnte man problemlos verfaulen.

Da ist eine japanische Familie. Die Mutter füttert ihr Kind mit Stäbchen, was etwas Vogelartiges hat. Danach spielen sie mit dem Kind, gehen alle zusammen in den Pool. Sie scheinen richtig glücklich zu sein, geniessen ihre Ferien in vollen Zügen.

Wir ordern zwei Kokosnüsse, allerdings ohne Einsatz des Fähnchens, (es sind die ältesten, die wir bis anhin bekommen haben (die Kokosnüsse, nicht die Fähnchen), und aus dem Fleisch kann man nur noch Raspel machen). Auch hier bleiben wir etwa zwei Stunden. Dann hängen wir unsere nassen Sachen zum Trocknen auf, sitzen auf dem Balkon und essen uns durch den Früchtekorb.

Das war jetzt ein richtiger Ruhetag, aber ein solcher Tag am Stück genügt vollkommen, und ich bin froh, dass es morgen wieder weiter geht, und dass Thinky dies genauso sieht.


Ruhetag – nachhaltig erlebt


Es ist kaum zu glauben: Thinkabout´s verbringen mehrere Stunden eines Tages fern heimischer Umgebung auf Liegestühlen. Gut, nicht immer auf den gleichen, aber immerhin sowohl am Meer wie auch am Pool. Wir fragen uns zwar, wie man das eine Woche machen kann, aber dennoch ist es schön, wirklich Ruhe zu finden. Und ich war wohl seit gefühlten Jahrzehnten wieder einmal in einem Hotelpool schwimmen!
Wenn die Zeit einmal durch keinen Stundenplan gebändigt wird, dehnt sie sich aus, und die Gedanken gehen rückwärts und vorwärts ein bisschen auf Reisen. Und so spüre ich nochmals meiner gestrigen Sättigung nach und bin mir bewusst, dass sie auch mit dem Beginn der Besichtigung zu tun hatte. Denn dieser Beginn war von einer spirituellen Ruhe im Trien Chau Clan House geprägt. Wir waren an diesem Ort ganz allein, und jede Ecke lud uns ein, uns einfach still hinzusetzen. Wir sassen da und würden sitzen bleiben, bis uns der Ort entließ, und nicht, weil ein nächstes Ziel rufen würde. Eine halbe Stunde dieser Art Stille beruhigt auch den Blick. Nichts habe ich danach an diesem Ort so gern fotografiert wie die Spuren der Zeit im Wohntrakt.



Mitte der Reise, Fixpunkt und Anker der Ruhe, gefühlter Halt, erlebtes Sein. Heute, am Tag danach, erinnere ich mich auf einer Liege in einer konstruierten Retortenoase an diese Minuten, und dabei fühle ich tatsächlich Ruhe. Eine tiefe Dankbarkeit breitet sich in mir aus für dieses Bewusstsein, ein wahrhaft beschenkter Mensch zu sein.
Dass gerade jetzt eine japanische Familie neben uns am Pool mit ihrem Kind echte Urlaubsfreude ausströmt, ist das Pünktchen auf dem i. Etwa so, wie wenn sich ein Schmetterling direkt vor Ihrer Nase auf die Blume setzt, die Sie bereits mit Freude betrachten.