Reflexionen

In Wort und Bild gesehen, gedacht und gefühlt
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Mit Lebenslust ein Leben lang, mindestens


Vietnam: Ha Long und zurück nach Hanoi

∞  20 Oktober 2009, 19:57

Erlebt am 12. April 2009
[ Bilder des Tages, grösser und komplett im Album ]
[ Landkarte: Ha Long und Hanoi ]


Nach einem etwas unruhigen Schlaf gibt es bereits um 07:00 Frühstück. Danach geht es mit einem Ruderboot in die unmittelbar beim Ankerplatz gelegene Luon Höhle,




und am anderen Ende wieder hinaus.




Wir sind jetzt in einer Art Lagune, rundherum von bewaldeten Karsteinfelsen umgeben, die nur bei Ebbe erreicht werden kann, da bei Flut das Wasser 4,3 m höher steht, und die Höhle, bzw. der Durchbruch gar nicht sichtbar ist. Wir geniessen die wunderbare Stille zusammen mit einigen anderen Ruderbooten, bis ein Motorboot kommt. Das passt gar nicht und kommt bei allen schlecht an.




Hier seien oft Affen zu sehen, aber nicht heute. Oder heute andere.

Wieder auf der Dschunke kreuzen wir durch bisher unbekannte Teile der Bucht – ab und zu regnet es – zurück zum Hafen.










Zuviel Paradies?


Während wir aus Halong fast lautlos langsam heraus gleiten, kehrt auf dem Schiff Ruhe ein. Eine matte Stille liegt über den Köpfen. Die Leute lösen Kreuzworträtsel, spielen Gameboy oder machen ein Nickerchen. Wir Menschen sind schon komische Viecher. Wir können die Natur Tag für Tag mit Füssen treten und es nicht einmal merken, und dann werden wir durch ein Paradies gefahren – und vermögen so viel perfekte Natur beinahe nicht zu ertragen, nicht mal für 24 Stunden. Wir fahren an Felsformationen vorbei, die alle die gleiche Botschaft haben: Die Zeit schafft uns alle. Und gestaltet uns um. Wir Menschen sind mit unserer verheerenden Wirkung nur Beschleunigungsteilchen dieses Prozesses. Dass wir meinen, wir könnten diese Prozesse, womöglich gar zum Wohl der Welt, umdrehen, umgestalten, verlangsamen, erscheint mir in diesem Moment geradezu absurd. Eigentlich gibt es nur den einen Reflex: Bewahren wollen, was ist, wofür man plötzlich keine Scheuklappe mehr hat.
Die Naivität, die wir dabei zeigen, ob Endverbraucher oder Klimawissenschaftler, hat mit unserem immer viel zu engen Horizont zu tun. Wenn wir etwas nicht können, dann genügend vernetzt denken, so dass wir die Folgen unseres Tuns wirklich absehen können. Nachhaltigkeit ist ein grosses Wort, und das ist auch schon fast sein Untergang, weil mit ihm Geld verdient wird. Sich nachhaltig ernähren, nachhaltig investieren. Irgendwo liegt immer Geld auf der Strasse oder im Boden. Und wir heben es auf oder schmeissen unser eigenes Geld hin, weil wir uns ja kaum eine Minute wirklich mit uns selbst beschäftigen können. Auch dies wäre eine Art Kunst: Die Natur aushalten können. Irgendwo schlummert sie nämlich, die Natur. Auch in uns, auch zurück in der Grossstadt, am Festland, von Tankern nicht abzuwehren. Wo auch immer wir sind, wir müssten eigentlich nie vergessen, was wir wirklich nötig haben.





Um 11:30 ist schon Ausschiffung und am Ende des Piers erwartet uns bereits P, um uns nach Hanoi zu fahren. Wir machen noch eine kurze Pause bei einer Porzellanfabrik,





und sind bald wieder in Hanoi,




wo wir gegen 15:30 im Hotel Anise ankommen. Erneut ist der Emfpang sehr freundlich.
Nun heisst es Abschied nehmen von J; und dass wir in E-Mail-Kontakt bleiben werden, ist keine Floskel.

Wir haben wieder ein schönes, grosses Zimmer bekommen, das eingelagerte Gepäck ist auch schon alles hier.

Jetzt heisst es, alles wieder flugtauglich zu verstauen.

Ansonsten mögen wir nichts mehr unternehmen. Die Halong Bucht war ein würdiger Abschluss unserer Reise. Wir sind in jeder Beziehung satt: satt an Eindrücken, satt an Essen, denn auch das Mittagessen auf der Dschunke war wieder vom Feinsten.

Die Nacht senkt sich über Hanoi. Für uns ist es die letzte in diesem wunderschönen Land.