Reflexionen

In Wort und Bild gesehen, gedacht und gefühlt
Zum Betrachten, Nachdenken, Mitdenken, Vordenken
Mit Lebenslust ein Leben lang, mindestens


Vietnam: Dong Hoi - Phong Nha / Ke Bang NP - Vinh

∞  19 September 2009, 21:29

Erlebt am 8. April 2009


[Bilder des Tages: Album ]


Ich esse zum Frühstück nur eine Scheibe Vollkornbrot und trinke eine Tasse Tee. Irgendwie ist mir nicht gut im Magen; nein, das liegt nicht am gestrigen Bananenlikör, es wird wohl das zu viele und manchmal fette Essen sein, oder dieser Sch…Krieg. Zudem habe ich eine schmerzhafte Verhärtung im Oberschenkel, der ich mit Tiger-Balm zu Leibe rücke, bis jetzt leider nur mit mässigem Erfolg.

Wir sind früh dran; während Thinky auscheckt, stehe ich am Weiher im Garten, schaue den Fischen zu. Da kommt ein sympatischer, älterer Herr auf mich zu. Ob er mich etwas fragen dürfe… Oh je, denke ich, ich kann ihm sicher nicht helfen, ich kenne mich hier ja nicht aus. Er stellt sich als J, unseren neuen Guide vor, und seine Augen glitzern amüsiert hinter den Brillengläsern, dass ihm die Ueberraschung gelungen ist. Seine Ausdrucksweise und Umgangsformen sagen mir, dass wir gut miteinander auskommen werden. Aber es stimmt nicht nur die Chemie, der Mann ist auch ein Profi, das merkt man sofort. Er stellt uns P, den Fahrer vor. Auch der hat ein absolut offenes Wesen, einen geraden Blick. Der Toyota ist diesmal etwas kleiner, ein viertüriger, aber wenn wir den Rucksack zwischen uns auf die Rückbank stellen, hat alles im Kofferraum Platz.

Bei leichtem Sprühregen und 24° geht es los in den 45 km entfernten Ke Bang Nationalpark, der unmittelbar an der Grenze zu Laos liegt und zum Annamiten-Gebirgszug gehört, der für seine bizarren Kalksteinfelsen und -höhlen bekannt ist. Seit 2003 ist er in der UNESCO-Liste der Weltnaturerbestätten.



Etwa um 09:15 besteigen wir ein kleines Drachenboot, das uns in einer Viertelstunde zum Eingang der Tropfsteinhöhle Phong Nha bringt,




dann greift der Bootsführer zum Ruder, und wir gleiten völlig geräuschlos etwa zwanzig Minuten auf dem unterirdischen Fluss. Nur einzelne Tropfsteingebilde sind beleuchtet. Dann legt er an, und es geht zu Fuss weiter.




Die riesige Höhle, die sich uns eröffnet, ist imposant. Die Stalaktiten und Stalagmiten sind ganz anders, als die, die ich kenne.




Hier ist alles viel mehr fliessend, und ich habe den Eindruck, in einem gigantischen ausgetrockneten Korallenriff zu sein.




Schade ist nur, dass viele dieser wunderbaren Gebilde in viel zu grellen Farben – blau, rot, grün – angeleuchtet werden:




oder hier:




Dabei wüsste Thinky so gut Rat, wie es stattdessen aussehen könnte:




und so:



Auf dem unterirdischen Fluss geht es weiter zu einer zweiten Höhle, die wir auch zu Fuss erkunden, und die fast noch beeindruckender ist. Manchmal sind wir ganz alleine – schaurig schön!

Wir sind mit dem Boot zurück und steigen wieder ins Auto, fahren Richtung Vinh; inzwischen ist es völlig trocken.

Mein Magen hat sich beruhigt, dafür hatte ich einen kleinen Migräneanfall mit Sprachausfall. Zum Glück kennt das Thinky schon, und so warte ich einfach, bis die Worte wieder als solche über meine Lippen kommen. Die Ruhe dauert etwa zehn Minuten. Kopfschmerzen habe ich nur leichte, dagegen hilft eine Tablette. Also alles OK.

Es ist Zeit für das Mittagessen. Beim ersten Anlauf klappt es leider nicht: der Wirt ist betrunken und seine Frau, die Köchin, nicht da. Das nächste Restaurant versteht sich auch heute als solches.

Ich sollte auf die Toilette. Der mit „WC“ angeschriebene Raum sieht folgendermassen aus: grösser als normale WC-Grösse, Wasserhahn auf Kniehöhe (kein Schlauch), grosser Plastikeimer in einer Ecke, halbgefüllt mit völlig klarem Wasser, darin ein Schöpfbecken mit Stiel. An der Wand hängt ein Spiegel. Alles ist blitzsauber. Der Betonboden weist weder eine Wasserlache, noch ein Loch, noch einen Abfluss auf, auch unter dem Wasserhahn nicht. Was mich zudem irritiert: vor mir kam eine Einheimische heraus, mit nichts in den Händen, die die Toilette bestimmt benützt hat. Nein, diese Einrichtung verstehe ich nicht, und so verlasse ich den Raum unverrichteter Dinge, so dringend muss ich zum Glück nicht. (Gebrauchsanweisungen nehme ich gerne entgegen).

Wir fahren durch eine wunderschöne Landschaft: Strand, Brücken über breite Flüsse, Reisfelder ohne Ende, viele Bauern mit ihren Wasserbüffeln und Zebus.




Wenn die Tiere nicht arbeiten müssen, werden sie entweder an der Leine oder gerittenerweise zum Grasen geführt; sie sollen die Böschungen und Dämme zwischen den Feldern abfressen und sich nicht an den Pflanzungen gütlich tun, oder sich etwa in den Reisfeldern suhlen. Die nützlichen Tiere sind die Freunde der Bauern, und genauso werden sie auch behandelt.

Wir machen eine Kaffeepause auf echt vietnamesische Art: Ein Blechfilter mit gemahlenem, festgedrückten Kaffee wird – mit heissem Wasser gefüllt – auf ein Glas gestellt. Langsam tropft der Kaffee durch. Das ist nichts für Eilige. Dann kommt Zucker dazu, und nach Wunsch Eiswürfel, das aber eher im Süden. Und nachher trinkt man noch ein Tässchen Tee.




J erzählt uns viele interessante Dinge über sein Land, und wir hören ihm richtig gerne zu. Humor hat er auch, und so lachen wir oft. Wir sind wieder ein richtig gutes Team, wie im Süden mit M und T! War ja kein Zustand mit diesem wandelnden Parteibuch namens D.


Auf geht’s !




Gegen 17:30 sind wir in Vinh,




wo wir in einem Stadthotel untergebracht sind. Auch hier sind die Leute nett und freundlich, und kochen können sie auch. Allerdings fällt das angekündigte Buffet-Dinner aus, da es zuwenig Gäste hat, aber von dem aufmerksamen Kellner lasse ich mich auch gerne bedienen.

Was uns aufgefallen ist: Seit wir den Wolkenpass überquert haben, haben wir nie mehr geschwitzt.