Reflexionen

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Singapore - Siem Reap: Die Ankunft

∞  13 Mai 2009, 16:55

ERLEBT AM 19. März 2009

[Landkarte Kambodscha-Vietnam mit Siem Reap via redravine]


Am Abflug-Gate erhalten wir die Einreisedokumente für Kambodscha: Visumantrag, Einreiseformular, Zolldeklaration, alles mit Heftklammer zusammengehalten. Wir haben den Visumsantrag zwar schon aus dem Internet heruntergeladen und ausgefüllt, aber dieser hier sieht anders aus, also nehmen wir den. Wir, dh. ich erledige den Bürokram; Thinky hat eine Nachricht erhalten, dass sich auf seinem Blog unzählige Spamkommentare befänden, die er an einem freien stationären PC bis zum Boarding noch löschen kann.

Die Silk-Air, eine Tochtergesellschaft der Singapore-Airlines fliegt uns nach Siem Reap, wo wir um 09:50 Ortszeit bei strahlendem Sonnenschein ankommen.

Die Visaerteilung geht ganz schnell, obwohl die Pässe durch sechs Instanzen müssen, die aber alle an einem langen Tisch nebeneinander sitzen. Bei der Einreise stehen wir schlicht in der falschen Reihe: mit den Dokumenten der einheimischen Familie vor uns scheint etwas nicht zu stimmen, das dauert und dauert und dauert, bis sie dann endlich durch dürfen. Bei uns geht es problemlos, und bei der Gepäckausgabe drehen sich nur noch unsere zwei Taschen auf dem Band. Zolldeklaration abstempeln lassen, raus.

Etwas verloren steht da jemand mit einem grossen Schild, das unsere Namen trägt. T heisst der Mann, und er bedeutet uns, hier zu warten. Ich nehme an, er will das Auto holen, sehe aber auf dem ganzen Parkplatz nur drei, vier Tuk-Tuks. Der wird doch nicht…? Doch! Für die Tempeltouren habe ich ein Tuk-Tuk gemietet, aber dass wir damit auch vom Flughafen abgeholt werden, hätte ich jetzt nicht gedacht. Toll! Die zwei Taschen liegen auf der vorderen Ladefläche, ein Rucksack obendrauf, den anderen stellen wir auf den Boden und los geht’s.

Es dauert nicht lange, und wir erreichen Siem Reap. Die Fahrt durch unzählige breite und enge Strassen zur Queen Villa Angkor ist ein eigenes Roadmovie für alle Sinne! Wir beziehen eines der acht Zimmer in dieser Khmervilla, das für die nächsten vier Nächte unser zu Hause sein wird. Per Zufall bin ich im Internet darauf gestossen, weil ich nach einer Alternative für die von Kuoni angebotenen Bettenburgen suchte, die für mich nicht so recht zu den Tempelbesichtigungen passen wollten. Ein „gutes“ Hotel messe ich nicht in Sternen, sondern daran, ob ich mich wohl fühle, ob es “stimmig” ist.

Mein Gefühl hat mich nicht getäuscht: Die Atmosphäre, das Zimmer gefällt uns auf Anhieb, und alles ist blitzsauber.

ANKOMMEN IN DER FREMDE?


Die ersten Stunden in einem neuen Land kann ich ganz verschieden angehen. Manchmal geht es mir so, dass ich die neue Welt vor dem Taxifenster vorbei gleiten lasse. Ich schaue hinaus, aber ich nähere mich nur langsam, als würde ich die Bilder gerne noch vorbei winken. Ich bin fremd. Mal sehen, was mich erwartet.

In einem TukTuk ist das ein bisschen schwieriger. Ich habe auf dieser ersten Fahrt bereits hundertfach Augenkontakt. Der warme Wind greift ins Haar. Und streicht übers Gesicht, in dem mein Lächeln steht. Freundlichkeit in der Fremde wirkt wie eine ausgestreckte Hand: Wir sind Gast. Aber es ist nie selbstverständlich, auch als solcher willkommen zu sein. Doch wir sind im Nu Teil der Strasse, wir kommen gar nicht dazu, irgendwo hängen zu bleiben mit unseren Blicken. Es ist wie ein Film, der sehr schnell mit aufgeregter Handlung beginnt: Das Leben und Treiben nimmt von uns höchstens wie selbstverständlich Notiz, und unser Fahrer steuert sein Vehikel durch den fliessenden Trubel.

Als er einbiegt in den Garten vor der Pension, ist es, als könnten die Gittertüren des Tors den Lärm der Strasse abwehren. Stille umgibt mich, dann höre ich einen Vogel zwitschern. Spatzen. Überall auf der Welt begrüssen sie mich. Michael kommt uns entgegen. Der fesche Österreicher führt diese Pension und lacht uns mit seinem sympathisch offenen Gesicht an.

Er stellt die Gelassenheit zur Schau, die man sich wohl aneignet, wenn man hier lebt. Ich fühle mich wohl. Der TukTuk-Fahrer bleibt für die nächsten Tage unser Begleiter, nickt Michael. Ich lächle T. an. Das ist gut. Wir sind in der Fremde, aber wir wollen nicht fremd bleiben. Ein Grundprinzip für Begegnungen.

Ich trage die Taschen ins Zimmer. Der Tag wird noch lang sein, aber ich fühle keine Müdigkeit. Ich blicke voraus und bin neugierig wie schon lange nicht mehr auf ein neues Land und seine Menschen.