Reflexionen

In Wort und Bild gesehen, gedacht und gefühlt
Zum Betrachten, Nachdenken, Mitdenken, Vordenken
Mit Lebenslust ein Leben lang, mindestens


Reise nach Kambodscha und Vietnam: Wie es dazu kam (Vorspann)

∞  11 Mai 2009, 19:15

Für Thinkabout kommen Reisevorbereitungen solange zu früh, bis es dafür zu spät ist. Wollen wir verreisen, liegt die Planung also bei mir.

Die letzte Reise nach Australien hatte im Vorfeld enorme Arbeit verursacht, diesmal wollte ich es einfacher haben. Weshalb sollte ich alles selbst recherchieren und unzählige Mails in Englisch verfassen und lesen, wenn es doch Reisebüros gibt, die Privattouren anbieten? Eine Gruppenreise oder ganz individuell Reisen kam nicht in Frage. Vor Ort wollen wir uns aufs Schauen und Erleben konzentrieren können, ganz nach unseren eigenen Bedürfnissen, und ohne uns um Anreise, Unterkunft, Tickets etc. kümmern zu müssen.

Die Tempel von Angkor standen schon lange auf meiner Wunschliste, und es lag relativ nahe, sie mit einer Thailand-Rundreise zu kombinieren. An einem grauen Maitag 08 packte mich das Fernweh, und ich begann in meinem beträchtlichen Reisekatalog-Stapel zu stöbern. Bei Kuoni wurde ich fündig: Rundreise im Baukastensystem inklusive Elefantensafari plus Abstecher nach Kambodscha zu den Tempeln, geplant für 4 Wochen im März/April 09, Buchung vorgesehen im August.

Dann kamen die Unruhen in Thailand, und Zweifel, wie sicher unser Reiseziel sei.

Wir entschieden uns für Vietnam als Alternative, nachdem ich mich vergewissert habe, dass keine rostigen Panzer mehr in den Reisfeldern stehen.

Ende August gehe ich in eine Kuoni-Filiale, hole mir den ab Nov. 08 gültigen Katalog und frage beiläufig nach dem Flugpreis. Zürich-Siem Reap / Hanoi-Zürich. CHF 2’500 müsse ich schon rechnen, meint die Dame. Merkwürdig, ich habe einen Preis von knapp unter CHF 2’000 im Kopf. Zu Hause schaue ich im Internet nochmals nach: Es gibt einen Flug mit Singapore-Airlines für CHF 1’890, und freie Plätze hat es da auch noch. Ich stelle unsere Reise nach den Angaben aus dem gültigen Katalog grob zusammen, damit ich die Flugdaten ermitteln kann. Kuoni teile ich die gewünschten Flugnummern mit, damit der Flug provisorisch reserviert wird, sofern das zu CHF 1’890 möglich ist. Es ist.

Unser Programm besteht aus dem individuellen Aufenthalt in Siem Reap zum Besuch der Angkor-Tempel, gefolgt von fünf Rundreise-Bausteinen durch Kambodscha und Vietnam, einem Ruhetag und total drei Stadtrundfahrten samt allen Hotels, alles mit Buchungscode aus dem Katalog von mir zusammengestellt und übermittelt. Zudem brauchen wir noch einen Überland-Transfer von Nha Trang nach Danang, da sich an diesem Punkt die Katalog-Bausteine nicht nahtlos verbinden lassen.

Am 10.9. erhalte ich per Mail eine Offerte von Kuoni, in der alle Bausteine-Titel schön aufgeführt sind, und zusätzlich ein Original-Detailprogramm in Englisch von Asian-Trails, die für die Durchführung zuständig sind. Leistungen, gemäss Kuoni-Katalog inbegriffen, sind plötzlich excluded und müssen vor Ort bezahlt werden; einzelne Programmpunkte fehlen, ohne Preisreduktion oder Begründung. Der Transfer ist ein Flug, obwohl ich das ausdrücklich nicht wollte: Bei Inlandflügen teile ich den Optimismus einer Weltuntergangssekte. Flugpläne sind da meistens nicht viel mehr als vage Absichtserklärungen und kurz vor der Ausmusterung stehende Maschinen sind auch nicht so mein Ding.

Also das Ganze zur Korrektur zurück. Für das, was jetzt beginnt, ist „Affentanz“ eine Verniedlichung: die Kuoni-Filiale nimmt Rücksprache mit dem Hauptsitz, dieser mit Asian-Trails, dann geht es in gleicher Reihenfolge wieder retour zu mir. Die Korrekturen enthalten wieder neue Fehler, die Begründungen sind so hahnebüchern, dass sich mir die Haare sträuben. So heisst es zB. bei diesem Transfer (ca. 400 km, Fahrzeit 10 Stunden, aufgeteilt auf 2 Tage), die Strecke sei dermassen uninteressant, dass kein Mensch fahren würde. Es handelt sich im Gegenteil um eine landschaftlich äusserst reizvolle Gegend. Dann verlangen sie dafür fünfhundert CHF pro Person ohne Übernachtung, mit der Begründung, der Fahrer müsste auch essen und schlafen. dies macht ein Einheimischer für paar US-Dollars…

So geht das hin und her, ich entscheide mich dann für die Zug-Variante (CHF 89 p/P), worauf der Autotransfer zu CHF 260 angeboten wird.

Nach unzähligen Mails und Telefons ist dann am 11.12. alles bereinigt, sodass Kuoni die Rechnung stellt, die wir begleichen.

Zehn Tage vor Abreise erhalten wir die Reisedokumente, inkl. einem sehr schönen persönlichen Programm in Form eines Büchleins, das vom Hauptsitz verfasst wurde: Zwei Stadtrundfahrten gingen vergessen, die Dritte entspricht nicht der gebuchten Version. Wieder soll das Schnellboot-Ticket ab Phnom-Penh nicht inbegriffen sein, zudem würde die Fahrt erst ab vier Personen durchgeführt; insgesamt sind es acht Punkte, die ich reklamiere. Die zwei Stadtrundfahrt-Programme erhalte ich nachgereicht, sie stimmen zwar auch nicht mit der im Katalog ausgeschriebenen Version überein, aber das will ich dann mit dem Guide vor Ort klären, ebenso die kleineren Programmänderungen, die zeitlich so nicht zu realisieren sind, obwohl mir das Gegenteil versichert wird. Das Ticket ist dann doch inbegriffen, wie man mir am 16. März bestätigt, und die Fahrt wird auch ab zwei Personen durchgeführt. Dies musste jetzt alles so schnell gehen, dass keine Zeit für eine Entschuldigung blieb.

FERIENPLANUNG


Ferien sind für mich wie Ostern und Pfingsten. Die haben auch einen Termin, kommen einfach und finden statt. Aber so schlimm wie dieses Mal war es wohl noch nie. Ich glaube, ich bin generell ein Typ, welcher der Vorfreude eher misstraut und daher dafür relativ ungeeignet ist. Was ich hingegen sehr gut hinkriege, ist, Ostern oder Pfingsten zu geniessen, und zwar richtig und genüsslich, wenn sie dann “da sind”.

Eine Entschuldigung ist das nicht, nur der Versuch einer Erklärung. Und natürlich ist es auch schlicht dumm. Denn eine Australienreise, oder eine individuell angepasstes Reiseangebot durch Kambodscha und Vietnam kann man nicht einfach auf sich zukommen lassen. Das erfordert Vorbereitung. Aber auch praktisches Gespür für das Machbare – und ein sicheres Gefühl für das, was man unbedingt will und was einem auch vor Ort wohl am Wichtigsten sein wird.

In allen diesen Dingen hat mir Thinkabout’s Wife einiges voraus, und immerhin schätze ich diese ihre Qualitäten ganz besonders – und zeige das auch in der Art, wie ich dann die Ferien verbringe. Ich darf wohl sagen, dass man von mir bei dann auftretenden Schwierigkeiten nicht so schnell ein Maulen vernimmt nach dem Motto, hätte, wäre, wenn, oder gar: “Das musste ja so kommen!” oder “Hast Du denn nicht bedenken können?”. Nein, ich bin ein Traumpartner zum Reisen, behaupte ich mal. Dafür allerdings müssen die Ferien erst mal beginnen. Zuvor bin ich eine Zumutung.

Das soll sich zwar ändern, finde ich. Aber eine Garantie gebe ich dafür nicht ab. Denn immerhin handelt es sich dabei um ein Virus in mir, das sich wahrscheinlich schon 1985 in mir festsetzte. Da war ich im Militär, rief meine damals schon Liebste am Samstag nach einem Gewaltmarsch an, um mich von ihr abholen zu lassen. Und diese Gelegenheit meiner eingeschränkten mentalen Widerstandskraft wurde schamlos ausgenutzt:

Als ich aus der Telefonkabine kam, fragte mich mein Freund: “Und?”. Was er wissen wollte, war natürlich, wann und wo wir abgeholt würden. Was er hörte war: “Ich fahre in die Ferien. Nach China.”

Wir waren davor noch nie zusammen auf Reisen, schon gar nicht im Ausland. Thinkabout’s Wife in spe fragte mich einfach mal so am Telefon, mit dem Prospekt auf den Knien, was ich denn davon hielte, eine China-Rundreise zu machen. Nun, ich behielt immerhin den Telefonhörer in der Hand, fand es im übrigen die viel prächtigere Idee als einen 30 kg schweren Militärrucksack 30 km durch die Gegend zu schleppen, wie eben, und war damit für jede wenigstens kleine Spinnerei mit grösserem Genussfaktor leicht zu überreden.

Ich bin mir nicht sicher, ob es eine oder doch wenigstens zwei Wochen dauerte, bis ich dann erfuhr, dass alles schon vorbereitet wäre.

Nun, an dieses Schema blieb ich irgendwie über Gebühr angepasst, obwohl ich längst der Armee entglitten bin und dafür auch keinen sinnentwöhnten Ersatz gesucht und gefunden habe.

Schlicht: Ich habe eben eine Liebste, die diese Dinge grundsätzlich sehr gerne macht. Nur sollte ich ein Gespür dafür entwickeln, wenn wirklich Hilfe geboten ist. Denn mittlerweile bietet das Internet zwar mehr Individualität in Vorbereitung und Gestaltung, aber die Informationsflut ist dafür auch enorm.

Also: Genau so, wie man nie auslernt beim Reisen, gilt dies für Vor- und Nachbearbeitung auch. Es ist eben ein Bild fürs Leben und ein Teil davon. Und bleibt es auch.