Reflexionen

In Wort und Bild gesehen, gedacht und gefühlt
Zum Betrachten, Nachdenken, Mitdenken, Vordenken
Mit Lebenslust ein Leben lang, mindestens


Mongolei 2006 - Tag 7 (1)

∞  4 August 2007, 21:33

Erlebt am 13. Juli 2006, bis nach Otgon


Die ganz normale Weite



Es ist vier Uhr morgens, als mich die Trittgeister wecken.
Um genau zu sein, wecken sie meine Frau und Thinakbouts Wife weckt dann mich…

Keine Ahnung, was das für Viecher sein sollen, aber sie möchte, dass ich nachschaue und ich möchte, dass sie schlafen kann – und ich auch. Also krabble ich aus dem Zelt, und ich tue das so elegant, dass jeder heimliche Beobachter mongolischer Abstammung sich krank lachen würde.

Von einem solchen ist aber nichts zu entdecken, und auch keine Viecher weit und breit. Dabei ist es so hell, dass ich zumindest Schatten auch in einiger Distanz noch ausmachen könnte: Die gewesene Unruhe beschert mir jetzt einen um so ruhigeren, endlos weiten Blick auf ein Sternenfirmament: Wenn ich den Kopf hebe, kommt es mir vor, als würden alle Sterne sich zu mir runter neigen, und sie scheinen es durchaus wohlwollend zu tun, so dass ich keine Scheu habe, meiner Liebsten Entwarnung zu melden.
Die Trittgeister sind zwar nicht identifiziert, aber wir ordnen sie endgültig “den Guten” zu und schlafen weiter.

Der Tag begrüsst uns dann wie ein aufgeschlagenes Bilderbuch, und wir früstücken unter einem bereits sattblauen, strahlenden Himmel.
Auf der Weiterfahrt beobachten wir einen Greifvogel, der immer wieder aufgescheucht wird. Mit dem Spektiv kann Thomas darauf einen ausgewachsenen Wüstenfuchs



erkennen, der sich einen Spass daraus zu machen scheint, den Greifvogel immer wieder aufzuscheuchen. Bis wir direkt bei uns an der Strasse das einsame Jungtier vor uns haben, das, zwischen Angst und Neugier hin und her schwankend, nur zögernd den Rückzug antritt.





Wenn das nur gut geht mit Dir, kleiner Freund!

Auf der ganzen Reise werden wir unzählige Murmeltiere beobachten können. Das erwarten wir auch ein bisschen, da wir wissen, wie sehr sie wegen Ihres Fells, Ihres Fettes (Kosmetikindustrie) und auch zum Verzehr geschätzt sind – und dabei in Massen vorkommen.

Was wir noch nicht wissen, ist, dass es uns bis zum Schluss nicht gelingen wird, ein „vernünftiges“ Foto von den Tieren zu machen. Dafür bekommen wir schon an diesem Morgen eine besonders gelungene Variante der Tarnung zu sehen:
Ein Tier lässt sich von unserem Auto fern des Baus überraschen und – stellt sich tot. Es legt sich, alle Viere von sich gestreckt, ganz flach ins Gras und sieht tatsächlich aus wie ein Bettvorleger. Das Bild vor unseren Augen sorgt für allgemeine Heiterkeit. Es ist noch heute stärker als so manche digitalisierte Erinnerung…

Wir beobachten Mauerläufer und sehen immer wieder Greifvögel auf Kadavern.



Das Picknick gönnen wir uns an der Flanke einer Pferdeherde.



Dann sind wir wieder allein. Sehr allein…





Bald nach dem Mittagessen stossen wir auf eine Gruppe Jurten von drei Schafzüchter-Familien. Es ist gerade die Zeit für die Schur – eine schwere Arbeit mit der grossen Metallschere. Wir halten dennoch etwas Abstand, nachdem wir von Zecken übersäte nackte Schafbäuche um uns herum bemerken…
Die Menschen aber sind bester Laune und wollen unbedingt für Fotos posieren.



Mongolen sind äusserst gastfreundlich und für jeden Fotografen ein Fest, da sie sich gerade mit der ganzen Familie liebend gern fotografieren lassen.