Reflexionen

In Wort und Bild gesehen, gedacht und gefühlt
Zum Betrachten, Nachdenken, Mitdenken, Vordenken
Mit Lebenslust ein Leben lang, mindestens


Mongolei 2006 - Tag 31

∞  15 Oktober 2007, 20:31

Erlebt am 06. August 2006 – Hotel Nukht

für unsere Nerven…



Dieses Mal knarrt mein Bett nicht – es fällt ganz in sich zusammen, als ich mich hinein lege. Der Unterboden ist nur hinein gelegt und auf einer Seite fehlt ein Stück, so dass er kippt und seinen Passagier ausleeren kann… Ich verkante den Boden mit dem Bettgestell und lege mich wieder schlafen…

Meine Frau hat eine katastrophale Nacht hinter sich und hat sich gerade ins Bad aufgerafft bzw. in die Badewanne, als wir zum Zimmerumzug eingeladen werden, weil ungefähr hundert Japaner unbedingt auf unserem Stock alle neben einander schlafen müssen – Innert zehn Minuten sollen wir zügeln, was wir natürlich nicht machen. Onos Eltern haben Erdbeermousse mitgebracht und Kuchen, aber meiner Frau ist alles zuviel. Sie ist nahe am Nervenzusammenbruch oder schon mittendrin. Ich kann es fast nicht mit ansehen.

Ich schaue mir dafür die Zimmer erst mal an. Und dann bin sogar ich für den Umzug: Wir erhalten zwei Suiten zugeteilt!

Kaum sind wir in den Suiten, sollen wir die Räume wieder hergeben. Es hätte nun doch Platz für uns einen Stock tiefer, der Japaner wären nun doch nicht so viele. Auch das lehnen wir ab.

Dann ist Ono mit dem Vater und Thomas weg: Sie sind in die Stadt gefahren, um das MIAT-Büro aufzusuchen, und beim Mittagessen erhalte ich die erlösende SMS: Buchung für Montag bestätigt, Anschlussflug okay. Endlich beruhigt sich alles ein wenig.

Hätte ich ein Fässchen gehabt, ich hätte es aufgemacht. Stattdessen freute ich mich ganz herzlich am Teebeutel, den man einzeln an der Theke der “Bar” verlangen konnte.

Später kann ich Thinkabouts Wife zu einem Spaziergang ermuntern, während Thomas und Ono nach dem erfolgreichen Missionsgang zu MIAT in der Stadt bleiben.

Und nun wird uns Ablenkung geboten. Das ganze Durcheinander im Hotel wird nämlich von einem Rally-Tross verursacht, der am nächsten Tag von hier aus startet.



Und so schauen wir uns die einzelnen Teilnehmer näher an. Vom modernen Lexus mit Hybridantrieb und seinem kleinen Halbbruder, dem Toyota Prius



über den russischen Jeep bis zur speziellen Mini-Cooper-Serie
ist alles vertreten.







Auch Buggy-Fahrzeuge fehlen nicht, samt charmanter Besatzung.



Das alles bietet willkommene Ablenkung.

Zum Abendessen erhalten wir Besuch: Ono bringt nicht nur ihre Eltern sondern auch ihre Schwester Sanah mit. Daraus wird ein wundervoller runder Tisch, an dem wir uns nochmals die Anekdoten unserer Reise in Erinnerung rufen. Am Schluss tauschen wir reihum die Antwort auf die Frage aus, was uns auf der Reise am Besten gefallen hat. Die breite Palette an schönen Eindrücken und das gegenseitige Strahlen machen uns nochmals bewusst, wie ausserordentlich diese Wochen waren – und wie glücklich wir sein dürfen, dies erlebt zu haben.

Dann nehmen wir wieder einmal Abschied – jetzt leichteren Herzens und in der Hoffnung, dass es wirklich ein Abschied wird: Wir wollen endlich nach Hause!

Es ist dann Sonntagabend, elf Uhr, als Ono mit traurigem Gesicht ins Zimmer kommt.

MIAT hat mitgeteilt, dass wir am Morgen nicht wie geplant abgeholt würden. Die Italiener wären in Mailand noch gar nicht gestartet. Wir schauen uns an. Hat der Albtraum denn nie ein Ende? Ich habe das dringende Bedürfnis, mit der Reiseversicherungsgesellschaft zu reden und mit einem Freund. Also beginne ich zu telefonieren. Schon sagenhaft, was mit so einem Handy mittlerweile fast weltweit möglich ist!

Ich brauche Unterstützung, und ich kriege sie. Unser Freund R. hält mich per SMS aus der Schweiz über seine Beobachtungen per Internet und Teletext betreffend des Fluges OM136 auf dem Laufenden, und als die Maschine wenig später Mailand verlässt und kurz vor drei Uhr in der Nacht nach unserer lokalen Zeit auch in Berlin startet, bin ich beruhigt.