Reflexionen

In Wort und Bild gesehen, gedacht und gefühlt
Zum Betrachten, Nachdenken, Mitdenken, Vordenken
Mit Lebenslust ein Leben lang, mindestens


Mongolei 2006 - Tag 26

∞  13 Oktober 2007, 16:59

Erlebt am 1. August 2006 – Im Manzushir National-Park



Flach gelegt




Hinter mir liegt eine sehr unruhige Nacht auf abschüssigem Boden, so dass ich immer seitwärts weg zu ruschen scheine. Schräg und flau liegt aber vor allem mein Magen in meinem Bauch: Mir ist schlecht und mein Rücken ist total verspannt.

Bitte, verschont mich mit Frühstück, macht es mir so einfach wie möglich, gar nicht erst an Essen denken zu müssen…

Ich schaue dann mal zu den Pferden, wie die Mongolen so schön sagen. Na wunderbar, ich habe Durchfall. Begeistert darüber sind aber die Fliegen…

Der Ausflug findet ohne mich statt. Ich nippe derweil an einem Kaffee und kaue an einem Brot herum. Beides erbreche ich alsbald wieder. Danach fühle ich mich besser und ich lege mich einfach auf den weichen Waldboden, das Gesicht zu den Baumkronen gewandt, und döse vor mich hin. Ich bin unendlich müde. Die Sonne scheint warm auf mein Gesicht. Ich habe ganz heisse Wangen, aber mich fröstelt es dennoch, und ich würde meine Fleece-Jacke um Nichts in der Welt ablegen wollen.



Zwischendurch schleppe ich mich zum für mich gebrauhten “Waldtee”: Potentilla und Wiesenknopf sollen mich und meine Darmflora umschmeicheln…

Ich opfere auch den Nachmittag meinem Erholen. Es muss ja heute gar nichts geschehen, nichts geleistet und getan werden. Ganz offensichtlich hat mein Körper nur darauf gewartet, diese Chance zu packen.

Meine Freunde sind am Nachmittag zurück. Während Thomas durch die Blumen streift, wird Ono fast von den Mücken gefressen und flüchtet ins Zelt. Ich gebe mir einen Ruck und schaue mir mit Thinkabouts Wife unsere Reise nochmals auf der Karte an und rekapituliere das Erlebte.



Dies später allein anhand meiner Tagebuchnotizen tun zu wollen, wäre nicht möglich: Sie hatten noch nie die Qualität, Vollständigkeit und Sorgfalt eines eigentlichen Logbuchs.

Dann ist meine Energie wieder weg, aber ich geniesse den Schwatz zu viert eher stillschweigend: Thomas ist zurück und Ono bereit, den Kampf gegen die Mücken wieder anzunehmen. Dann ziehe ich mich zum Vorabendschlaf ins Zelt zurück – um nicht zurück zu kommen. Ich höre noch die Kochtöpfe klappern. Sie tun es nicht für mich. Nicht heute.

Mir ist längst klar, dass ich eine ähnliche Erschöpfungsreaktion erlebe, wie damals, als wir aus dem Ladakh nach Hause reisten. Ich höre als letztes die helle, frohe Stimme meiner geschäftigen, lieben Frau und dämmere mit einem Lächeln in den Schlaf. Er ist das beste, was mir jetzt passieren kann. Wir sind geborgen unter Freunden, vor den Toren von UB. Alles ist gut.