Reflexionen

In Wort und Bild gesehen, gedacht und gefühlt
Zum Betrachten, Nachdenken, Mitdenken, Vordenken
Mit Lebenslust ein Leben lang, mindestens


Mongolei 2006 - Tag 18

∞  4 Oktober 2007, 15:32

Erlebt am 24. Juli 2006 – Ruhetag am Mother Mountain



Gemeinschaft pur





Wir beginnen den Tag nach einem ruhigen Frühstück mit der Besichtigung der „neun Töpfe“, und auch Thinkabout‘s Wife ist dabei – etwas still, aber ohne „negative“ Emotionen auszustrahlen, was mich sehr berührt und beeindruckt.

Wir können den Tag unversehrt beginnen – bei bestem Wetter und in einer bizarren Felslandschaft, die unzählige Phantasiefiguren bietet, die die Erosion, der Wind und der Schliff des Wassers aus dem Gestein geformt haben.





Der Führer hat Zeit und wir auch, und so ist es, als kämen wir erst nachträglich wirklich an diesem besonderen Ort an.



Die Besichtigung entspricht einem Rundgang, an dem einzelne besonders markante Felsformationen Fixpunkte bilden. Wir fotografieren tote Schildkröten und anderes Fabelgetier aus Stein – und lebende Echsen.











Hoch oben, und doch weit unterhalb eines abgewaschenen, rund geschliffenen Kamms ragt eine Felsplatte aus dem Berg, unter der eine Einsiedlerklause in einer Höhle eingerichtet ist.






Das Hauptziel sind die neun Töpfe – das ausgewaschene Bachbett des grössten Gebirgsbaches, in dem das Wasser mit dem Spiegelbild des Himmels spielt.



Der anschliessende Besuch des Dokumentationszentrums bringt uns Vier als Gruppe enger zusammen. Die Stimmung ist gar nicht so schlecht. Es ist und bleibt ein Privileg, einen solchen Ort kennen lernen zu dürfen, Reisen dieser Art überhaupt machen zu können. Danach ist ein halber Tag Campingleben angesagt, mit Haare waschen, Solardusche und einem Spaziergang durch die nähere Umgebung, in der wir aber keine weiteren Lebewesen entdecken.

Dann setzen wir uns zusammen und halten unsere Familienkonferenz ab. Meine Frau zeigt nochmals auf, was gestern wirklich aus ihrer Sicht geschah, und auch ich spare nicht mit Kritik. Der Tenor ist klar: Wäre dies mit einem Fahrer eines Reiseveranstalters geschehen und in „Zivilisationsnähe“, so würden wir auf dem Austausch des Fahrers bestehen. Hier aber sind wir auf uns allein gestellt. Ausserdem kennen wir Baktar bereits sehr viel besser, als dass dies mit einem fremden Fahrer je der Fall gewesen wäre – deshalb sind wir aber auch um so mehr verunsichert, dass dies so geschehen konnte.
Umgekehrt machen wir deutlich, dass wir verstehen, welcher Zwiespalt sich für Ono und ihren Vater auftat: Wir betonen nochmals, dass die Beiden nicht dafür verantwortlich sind, dass wir alle unsere Ausflugsziele erreichen und auch finden. Darum bemühen wir uns als Gemeinschaft. Sicher fahren aber muss uns Baktar alleine.
Ich bewundere Ono, und auch ihren Vater ein bisschen: Für sie ist es eine ganz schwierige Situation. Sie muss unsere Kritik an ihrem Vater ihm übersetzen, und die mongolische Gesellschaft dürfte etwas patriarchalischer strukturiert sein als unsere… Ich denke, sie hat nicht Wort für Wort übersetzt, aber es wird doch deutlich, dass Baktar versteht, was gemeint ist, und er entschuldigt sich tatsächlich. Ono gibt sich erleichtert: Wir würden so viel Verständnis zeigen. Am Schluss sind wir alle gegenseitig ob der Grösse des und der anderen ein bisschen gerührt. Thomas brauche ich derweil nur zwischendurch anzusehen. Sein Lächeln ist einem Blinzeln nicht unähnlich, und bald haben wir einen klaren Konsens, was fortan Priorität haben soll. Und vielleicht haben unsere mongolischen Freunde nun endgültig auch verstehen können, dass sie sich wirklich keinen Stress machen müssen, wenn nicht alles klappt. Take it easy!

Gut passt dazu, dass wir bei der Gelegenheit gleich nochmals versichern können, dass wir definitiv nicht zu der Oase der hundert Bäume fahren wollen: Der Weg wäre mühsam und eine Schlaufe, die uns nur in zeitliche Enge treiben würde. So sieht auch Baktar, dass es uns ernst ist, und dass wir ohne jede Not Änderungen bzw. Kürzungen im Programm annehmen.

Was für ein Geschenk dieser Frieden am Klapptisch ist, umgeben von imposant massiven Bergwänden!

Zur Feier des Tages zelebrieren wir einen festlichen Abend, den wir mit Likör auf Ananas-Scheiben begiessen und beenden.

Um zwei in der Nacht schrecken wir auf, weil verspätete Touristen ins Camp fahren, ziemlich ungeniert krakeelend. Es geht also noch lauter und vor allem später, als es uns ergangen war…