Reflexionen

In Wort und Bild gesehen, gedacht und gefühlt
Zum Betrachten, Nachdenken, Mitdenken, Vordenken
Mit Lebenslust ein Leben lang, mindestens


Mongolei 2006 - Tag 16

∞  2 Oktober 2007, 11:34

Erlebt am 22. Juli 2006 – Über Tayshir an den Rand der Biger-Senke


Nahe dem Paradies


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Ich werde von der Sonne geweckt, die mir direkt auf den Bauch scheint. Eine friedliche, stille Morgenstimmung macht mir den Tag so richtig schmackhaft.

Das Frühstück will zwar nicht so gemütlich werden – es ist windig. Aber trocken. Wir haben beim Zeltab-und Aufbau die ganze Reise über schon unglaubliches Glück. Und die Wolken ziehen von uns weg. Es verspricht, ein schöner Tag zu werden. Trocken sind auch die Zelte, so dass wir problemlos zusammen räumen können.

Wir halten ausserhalb Tayshir, wo senkrecht und waagrecht wie Orgelpfeifen aneinander gereihte Basaltsäulen mächtige Hügel bilden.





Von hier hat man einen wunderbaren weiten Blick über meandrierende Flüsse und eine fruchtbare Ebene.



Am Fluss finden wir einen wunderbaren Platz fürs Picknick, lassen die Seele baumeln und baden die Füsse im klaren aber ziemlich kalten Flusswasser, beobachtet von einem Zaungast



und einem emsigen Haubentaucher,



während andere sich bei der Jagd nicht stören lassen



und ein paar Yaks in stoischer Ruhe den recht lebhafte Strömung aufweisenden Fluss durchqueren.


Auf der Weiterfahrt stossen wir auf Geier. Das sind einfach beeindruckende Tiere und hervorragende Segler. As ist allerdings nicht zu entdecken.



Wieder durchqueren wir ein Gebirge. Und immer wieder staunen wir, dass selbst extrem beladene Lastwagen – es ist die Zeit der Schafschur – diese Strecken meistern.



Unser Ziel ist die Bigersenke. Wir werden es nicht schaffen, noch heute mitten hinein zu fahren, aber ihren Rand wollen wir noch erreichen. Der Strecke zieht sich hin, und wir wollen schon vorzeitig ein Lager einrichten.
Die Wetterstimmung ist beeindruckend.



Doch gleich zwei Inspektionen brechen wir frühzeitig wieder ab: Erst zu steinig, dann zu windig. Das Wetter macht uns Sorgen und lässt uns unruhig werden.

Aber wir fahren weiter. Wir bolzen nicht jeden Tag klaglos Kilometer, um dann am Abend auf spitzen Steinen zu nächtigen. Und das ist gut so. Denn eine halbe Stunde später campieren wir an einem der schönsten Punkte, die ich in meinem Leben je gesehen habe. Der Blick auf die Bigersenke ist von hier atemberaubend. Eine warm leuchtende Abendsonne macht die Szenerie noch schöner. Es ist unwirtliches, sehr rauhes Land. Aber es lockt und betört mit unglaublichen Farben und Panoramen, die uns den Atem verschlagen. Ich könnte jauchzen ohne Unterbruch. Stattdessen flüstern Thomas und ich uns das eine Wort zu, immer wieder: “Phantastisch”. Als würden wir fürchten, ein lautes Wort könne den Traum verdunsten lassen… Ich glaube, die Zelte sind noch nie so schnell aufgestellt gewesen – und dann geht es ab zum Photographieren!