Reflexionen

In Wort und Bild gesehen, gedacht und gefühlt
Zum Betrachten, Nachdenken, Mitdenken, Vordenken
Mit Lebenslust ein Leben lang, mindestens


Mongolei 2006 - Tag 13

∞  30 September 2007, 16:47

Erlebt am 19. Juli 2006, vom Mankhan-Tal nach Hochmorit


Aus dem Altay in die Dünen


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Weitere Bilder folgen später

Wir halten um 06h15 Tagwache und haben das Tal schnell verlassen.

Auf der Fahrt in die weite Ebene hinaus grüsst uns ein Steinkauz. Wieder wechselt die Vegetation laufend zwischen grünen Landstrichen und wüstenähnlicher Öde.



Kraniche suchen Schutz im hohen Gras, eine Ente quert mit ihren Küken den Weg.

Die Strasse macht uns mit vielen gehärteten Rillen, die quer zur Fahrtrichtung ein veritables Wellbrett bilden, zu schaffen, obwohl sich Baktar erstmals getraut, mit einem gewissen Tempo darüber zu fahren – worauf es einiges leichter geht. Dann wird die Strasse plötzlich besser – was für ein Geschenk! Wir fressen Kilometer – und stossen nach dem Durchqueren des Gebirges plötzlich auf sandige Einöde.



Das Farbenspiel am Horizont bietet alle Arten von warmen Erdtönen, und am Ende des abflachenden, sich leicht neigenden Hochplateaus ist Hochmorit als Ziel schon sehr früh auszumachen.
Immer gilt es, vorausschauend zu handeln. Unser Versuch, Diesel auf Vorrat zu besorgen, scheitert. Erst 70 km weiter soll es welchen geben. Hier kriegen sie erst wieder im Oktober Nachschub…

Auch nach Kamelführern gilt es zu fragen, möchten wir doch morgen eine Tour in die Dünen machen – samt Übernachtung inmitten von Mongol Els, denn hier liegen wir wieder an dieser mächtigen Sanddüne, jetzt an ihrem südlichen Fuss.



Wir campieren mit Blick auf die majestätisch-magisch auf uns wirkenden mächtigen Dünenkämme. Und wie anders verläuft heute der Abend! Wieder haben wir Besuch! Wir haben einen Kamelzüchter gefunden, der gerne bereit ist, uns in die Dünen zu begleiten. Dass er noch nie Touristen geführt hat? Eine Bagatelle. Er hat ein offenes Gesicht, eine nette Familie und feinen Humor.



Am Abend sucht er uns mit seinen männlichen Verwandten im Lager auf, und wir lachen viel: Einer der Männer möchte seine Ehefrau gerne gegen Thinkabouts Wife eintauschen und ist dafür bereit, seinen ganzen Besitz mit mir zu teilen:
Er scheint zu denken, dass ihm das Leben dann leichter fiele, und seine Grimassen und Faxen, mit denen er den Ehealltag beschreibt, lässt uns Tränen lachen. Was für ein Unterschied zu gestern! Die Leute kommen wirklich zu Besuch, setzen sich hin, geben den Bonbonsack zurück, nachdem er herum gewandert ist und nur wenige Stück herausgenommen sind.

Unterschiede im ganzen Verhalten, die auch eine ganz andere Lebensfreude erkennen lassen.

Baktar allerdings hat Sorgen. Ein Reifen verliert Luft.
Er wird uns morgen allerdings eh nicht begleiten und hat dann Zeit, sich um das Problem zu kümmern. Wenn wir schon Probleme bekommen, dann offensichtlich nur dann, wenn wir uns auch ohne Not damit beschäftigen können.

Wenig Mücken, wenig Wind, viel Vorfreude. Vom Horizont her zieht sich die Spur eines im Sand galoppierenden Pferdes zu uns hin. Zwei Kinder auf dem Rücken, ohne Sattel… Noch mehr Familie am Feuer. Der Tag klingt aus. Die Stille danach hat nichts Bedrohliches.