Reflexionen

In Wort und Bild gesehen, gedacht und gefühlt
Zum Betrachten, Nachdenken, Mitdenken, Vordenken
Mit Lebenslust ein Leben lang, mindestens


Mongolei 2006 - Tag 11 (2)

∞  12 September 2007, 13:02

Erlebt am 17. Juli 2006, Jurtencamp bei Hovd


Picknick und Siesta: Ferien eben


Bilder folgen später

An einem solchen Tag mit bekanntem Zuhause und genügend Zeit gehört es sich, ein Picknick zu veranstalten, das diesen Namen auch verdient: Das bedeutet, dass wir in der Nähe einer engen kleinen Schlucht, im Angesicht der dahinter aufragenden Felswand sogar Tisch und Stühle auspacken. Während dem Essen nehmen wir plötzlich ein Sirren in der Luft wahr, das immer deutlicher und schärfer wird, und dann pfeilt ein Greifvogel über unsere Köpfe hinweg im Steilflug in die enge Schlucht – es geht so schnell, dass wir kaum erkennen können, dass es ein Falke ist. Damit schliesst sich der Kreis unserer heutigen Begegnungen mit Greifvögeln mit einem Geschenk aus der wirklich freien Natur…

Wir haben wieder einmal Zeit zum Gespräch unter einander, und erfahren, wie Ono, mit Thomas verheiratet, sich in Deutschland manchmal fühlen muss, zum Beispiel beim Einkaufen. Ich denke beschämt an die letzten zwei Stunden zurück, an die freundlichen Menschen, die mich in ihre Jurte baten und mich bewirteten. Dass sie Geld wünschten für etwas, wofür wir uns speziell interessierten und worin sie spezielles Können besitzen – wer wollte es ihnen übel nehmen?

Auf dem Heimweg sorgen wir in Hovd noch für neue Trinkwasservorräte. Allerdings hätten wir den Brunnen ganz sicher NIE dort vermutet, wo er zu finden war…

Im Camp machen wir zwei Stunden Spät-Nachmittags-Siesta, und dann kocht Thinkabouts Wife uns Nudeln. Dazu gibt es einen Salat aus eingemachtem Gemüse und Champignons. Es schmeckt wieder sehr gut und die Tafel löst sich erst bei leeren Tellern mit vollen Bäuchen auf. – Hier werden niemals Speiseresten in die „Küche“ zurück gegeben! Kochen und der Abwasch – auch diesmal tragen Alle ihren Teil zur Gemeinschaft bei – wenn wir Baktar mal ein bisschen ausklammern, dessen traditionelles Rollenverständnis ihm nicht bei allen Tätigkeiten die Mithilfe nahe legt… Aber wir haben es wirklich toll miteinander und alle respektieren sich gegenseitig sehr.

Wir haben noch über die Fortsetzung der Reise zu befinden. Die Oase der hundert Bäume macht uns ein wenig Sorgen. Es ist unsere südlichste Destination und es führen keine Strassen dort hin. Also versuche ich aus einem Reiseführer, wo die Oase wenigstens eingezeichnet ist (wörtlich zu nehmen…), den Punkt auf das Koordinatensystem der Karte umzurechnen und zu übertragen. Anschliessend wollen wir versuchen, ob mein Jogger-GPS-Gerät, das ich mithabe, wenigstens erlaubt, eine Sicherheit bezüglich der Richtung zu gewährleisten, um die Oase ansteuern zu können…

Der Abendspaziergang hält wieder stimmungsvolle Himmelsbilder bereit – und am Boden finden wir neben sehr vielen Knochen zwei Jacken-Knöpfe mit dem mongolischen Wappen, dem Somon. Thinkabouts Wife und Thomas finden „ihre“ Knöpfe dabei unabhängig von einander fast gleichzeitig, weit von einander entfernt.
Diesmal schützt uns das Schweizer Hausmittelchen gegen alle Stechviecher des Planeten recht wirkungsvoll gegen die Stechmücken: Antibrumm. Auch Thomas lässt sich überzeugen.
Meine Frau begegnet noch einem Wolf, der sich als Hund entpuppt – wir können ihn problemlos vertreiben. Mit den ersten Regentropfen sind wir zurück im Camp. In der Nacht bleibt es dann weitgehend trocken und recht warm – und vor allem sehr still.