Reflexionen

In Wort und Bild gesehen, gedacht und gefühlt
Zum Betrachten, Nachdenken, Mitdenken, Vordenken
Mit Lebenslust ein Leben lang, mindestens


Mongolei 2006 - Tag 10 (2)

∞  6 September 2007, 23:08

Erlebt am 16. Juli 2006, in Hovd


Hausarbeit im Jurtencamp


Bilder folgen später

Wir sehen in und vor allem um die Stadt viele Jurten – aber kein Camp, wie es der Reiseführer in Buchform vermerkt. Aber man weist uns den Weg raus aus Hovd. Da wäre ein neues Camp gebaut worden, heisst es. Sechs Kilometer weiter glauben wir nicht mehr so recht daran, auch ist es für unsere nächsten Unternehmungen eigentlich die falsche Richtung…

Aber tatsächlich. Plötzlich liegen vor uns fünf Jurten. Nicht gerade das brüllende Leben erwartet uns – dafür sind sie noch frei – und neu. Das Camp ist erst im Entstehen, aber die Sanitäranlagen sind gebaut. Und sie funktionieren. Nicht nur die Duschen, auch die Toiletten. Das Personal heizt uns sogar das Wasser auf, so dass Thomas unter einem kostbaren scheuen Rinnsal sogar seine so sehr ersehnte warme Dusche bekommt.

Thinkabouts Wife und ich sind zu ungeduldig zum Warten – und duschen kalt. Das hätte mir mal jemand so voraussagen sollen!

Aber es ist, wie schon angedeutet, mehr eine Katzenwäsche, als dass mich ein eisiger Bannstrahl träfe, und daher auch kein Problem. Ich komme mir vor wie im Luxus-Spa-Resort. Ich geniesse es, Zeit für die persönliche Pflege zu haben ohne die Notwendigkeit gefährlicher Verrenkungen – und Platz. Ich habe die ganze Dusche für mich allein.

Thomas und Ono erklären den Nachmittag zum Waschtag. Der Wassertank dafür steht gleich neben der Dusche. Jurten dienen wunderbar auch als Wäschetrockner – wenn die Sonne mitmacht.

Ich drapiere mein Solarladegerät auf die Sonnenseite unseres Jurtendachs – und daneben können unsere Geschirrtücher, oder was wir als solche erworben haben, einmal wirklich trocknen.

Das Abendessen ist ein Fest. Thinkabouts Wife kocht auf unserem im Augo mitgeführten Gaskartuschen-Herd ein behelfsmässiges Currygericht, das mit Onos Reis, den sie sich in der Küche kochen lässt, zu einem herrlich gelungenen Riz Casimir wird:
Sojafleisch (von zu Hause mitgeschleppt), Erbsen, Ananas, Erdnüsschen, Zwiebeln. Einfach lecker. Wir sind alle in Hochstimmung. Und haben Ihnen, geschätzte LeserInnen, voraus, dass wir wissen, wie so etwas wirklich schmecken kann.
Zu diesem wundervollen Essen passt der anschliessende Spaziergang, den Thomas, Thinkabouts Wife und ich unter die Füsse nehmen. Zumindest, was die unglaublichen Stimmungen betrifft, die das letzte Tageslicht an die Berge wirft.

Allerdings müssen wir uns dabei je länger je mehr äusserst lästiger Stechmücken erwehren – und dabei sind wir nur mässig erfolgreich. Auch Thomas nicht, trotz seiner Spezialtinktur, die mehr eine Schmiere ist. Er hat sie extra aus Deutschland mitgenommen. Sieht aus wie Schuhcrème und riecht wie Sattelfett. Bestialisch. Leider stört es mich mehr als die Stechmücken. Aber wer weiss schon, wie schlimm es OHNE diese besondere Körperpflegeprodukt auszuhalten gewesen wäre?

Die Nacht ist sehr warm, und wir schlafen wunderbar. Die Stiche jucken zum Glück nicht sehr.

Und wenn doch, hilft Gabis Lavendelöl, das sie uns mitgegeben hat, über das Schlimmste hinweg. Lavendelöl und Sattelfett – ich kann leider nicht berichten, welche Träume das begünstigt. Ich kann mich nicht mehr erinnern. Ganz ehrlich.

1479 müM N 47° 56.431‘ E 91° 34.815‘