Reflexionen

In Wort und Bild gesehen, gedacht und gefühlt
Zum Betrachten, Nachdenken, Mitdenken, Vordenken
Mit Lebenslust ein Leben lang, mindestens


Australien 2007 - Tag 31

∞  28 Februar 2009, 21:51

Erlebt am 23. November 2007 – Vom Shannon NP in den Warren National Park

Idylle mit Fussbad



Etwas ist an diesem Morgen anders. Richtig! Wir werden NICHT von Vogelstimmen geweckt. Wahrscheinlich sitzen wir zu tief im Wald. Nicht mal Krähen sind zu hören. Dabei haben wir beide nicht besonders tief geschlafen. Mir ist wohl die Geschichte noch etwas nachgegangen, die der Ranger mir erzählt hatte, als ich ihn gestern doch noch bei seinem Campingwagen mit allerlei vorgelagertem Getrödel angetroffen hatte. Er erzählte von einem Kind, das hier vor kurzem lebensgefährlich von einer Krähe verletzt worden wäre, die dem Mädchen, das ein Sandwich ass, beim Versuch, dieses zu erbeuten, den Schnabel im Sturzflug durch die Wangen getrieben hätte. Nun, im Traum begegnete mir dann Adriano, ein Tenniskollege, der mich unbedingt gegen solches Ungemach versichern wollte. Ich stammelte nur immer die Frage, wie er mich denn überhaupt gefunden hätte und überhaupt, die Krähen müssten sich selbst dabei so erschrocken haben, dass sie sich ja gar nicht mehr her trauten, oder?
Auch die Feuchtigkeit hält sich heute morgen in Grenzen. Dafür weidet ganz in der Nähe eine Känguru-Mutter mit ihrem wirklich noch sehr handlich kleinen Nachwuchs.
Der Weg über Northcliff führt durch weitere sehr schöne Alleen, die sich weiter nach Pemberton fortsetzen. Es sind traumhaft stimmungsvolle Landstrassenfahrten. Doch das ist nichts gegen den folgenden Karri-Forrest Explorer Drive – 84 km lang werden wir ihn durchfahren dürfen! Im Gloucester NP steht der Gloucester Tree. Und dass dieser eine Baum ein besonderer ist, erklärt sich aus der Tatsache, dass es sich um den einzigen in West-Australien noch in Funktion stehenden Feuerwachtbaum handelt: In luftigen 61m Höhe befindet sich der Ausguck, von dem aus die Gegend auf drohende Waldbrände überwacht wird. Der Ort ist auch Ausgangspunkt für kurze Wanderwege und Begegnungsstätte zwischen Mensch und Vogel – viele Kragensittiche und Western Rosellas haben sich hier ganz treuherzig auf die Touristen eingestellt. Umgekehrt ist das nicht immer so leicht gegeben…
Am meisten aber hat uns hier die Taube beeindruckt, deren Gefieder plötzlich schillernd in den herrlichsten Farben zu leuchten anfing, wenn sie es im Licht ein wenig spreizte.




Danach setzen wir unsere gemütliche Fahrt durch den Karri Forrest fort. Ich bin ganz still – und klage ganz bestimmt nur einmal über juckende Füsse – sie könnten herzlich gern wieder mal eine Dusche vertragen – und so schwärme ich mitten im Lichtertanz im lichten Wald von einem herrlichen Fussbad, während wir wie Sonntagsfahrer unterwegs sind, die gar nirgends anzukommen brauchen.




Im Beedleup NP wackeln wir über eine Hängebrücke und spazieren dem sehr schönen Wasserfall entlang. Sehr viel mehr Aktion ist mir nicht unbedingt gegeben, mein Oberschenkel zwickt ein wenig.




Danach zuckeln wir weiter und sind nun, kurz nach vier Uhr Nachmittags, schon in der Camp Site des Warren National Parks angekommen. Hier gibt es Feuerstellen und in den Boden gerammte Picnic-Tische, was alles auf den grossen Ansturm der Einheimischen zum Barbecue schliessen lassen könnte, aber wir sind allein! Der Platz ist wunderschön – und: Er hat einen Flusszugang samt Treppe – die absolut edelste mögliche Einladung zum Fussbad! Wir wollen gar nicht mehr aufhören mit dem Waden- und Füsseschwenken im Wasser, wobei wir betonen möchten, dass das Braun im Fluss nicht davon allein kommt, sondern doch eher hauptsächlich vom Tannin! An diesem Ort kann man wie an verschiedenen anderen Stellen im Park auch sehr nett dem Fluss entlang wandern – etwas, was sonst eher selten ist.




Wenn Du dann danach am Picnic-Tisch heissen Kaffee trinkst und Bananen-Schocko-Plätzchen isst (die so gross sind, dass “Plätzchen” eine Beleidigung darstellt), und es, wie jetzt, 17h43 ist, und Du langsam realisierst, dass niemand mehr kommt und Du in diesem Paradies mit dem liebsten Menschen allein bist – na, wenn Du dann nicht glücklich bist, nicht diesen einen Moment vollkommener Freude zusammen erlebst, dann könnte ich wohl kaum mehr allzu viel mit Dir teilen. Aber so ist es ja nicht. Mit niemandem ist teilen so schön. Der Zauber dieses Platzes wärmt mir mit Dir das Herz.
Was für ein Kochen und was für ein bewusstes Essen an so einem Ort!




Und dann sitzen wir einfach noch still am Wasser, bis die nun sehr warmen Farben der untergehenden Sonne verblassen und ganz leise und behutsam die aufkommende Kühle den Weg zum Auto und unter die Decken empfiehlt.




Der Artikel wird nach einigen Tagen in die Sektion GEREIST verschoben.