Reflexionen

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Mit Lebenslust ein Leben lang, mindestens


Australien 2007 - Tag 25

∞  25 Dezember 2008, 21:16

Erlebt am 17. November 2007 – Von Fitzgerald River National Park nach Bremer Bay (Caravan Park)

Ein Tag wie ein Blumenstrauss



Ich schlafe nicht besonders gut… Es ist eng im Auto, finde ich zumindest in dieser Nacht, obwohl ich unten viel mehr Platz habe als meine Frau unter dem Dach. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass es mir in der Nacht regelmässig zu warm (im Schlafsack) oder zu kühl (ausserhalb des Schlafsacks) war. Dafür geniessen wir ein SEHR gemütliches Frühstück und halten dabei unsere Nasen blinzelnd in die Sonne.

Bevor wir danach den Fitzgerald River National Park verlassen, tauchen wir nochmals in die Blumenpracht ein. Ein Wunder-Augenschmaus auf Schritt und Tritt.




Auf dem Parkplatz sehe ich zum Glück, dass die Blinker-Verschalung vorne rechts lottert – die dazu gehörenden Schrauben haben sich gelöst und irgendwo auf der Strecke selbständig gemacht. Akkurat angebrachtes Isolierband in mehreren Schichten löst das Problem, hoffe ich. Dafür haben wir anderswo eine Schraube zu viel. Thinkabouts Wife ist eine Sechskantschraube samt Unterlagsscheibe vor den Beifahrersitz gerollt, aber wir können beim besten Willen nicht ausmachen, wo die fehlen könnte.

Später, im Westen, treten wir wieder in den Park ein. Der Info-Stand ist verwaist. Kein Ranger, keine Maps. Der Weg nach Point Ann ist aber relativ offensichtlich. Wir finden problemlos hin. Der Weg führt durch eine total veränderte Landschaft mit weiten abgebrannten Ebenen – und blühenden Büschen, die sich daraus leuchtend erheben…




Von Point Ann ist der Ausblick aufs Meer besonders schön, auch wenn wir die vielen verschiedenen Panorama-Ansichten kaum mehr einordnen können. Dabei gibt es gerade hier sehr schöne Picnic-Plätze, die überdacht sind (Schutz gegen Regen und Sonne), es gibt ein WC und campen kann man wohl auch. Dennoch wissen wir ziemlich schnell, dass wir nicht hier schlafen wollen. Zu viel Wind. Nicht schon wieder, denke ich. Aber auch Fliegen hat es uns hier zu viele – dafür zu wenig Wale. Nach wie vor haben wir keine gesehen, obwohl sie noch in der Gegend sein sollen. Aber wir können keine einzige Flossenspitze ausmachen. Ich bin mir heute zum ersten Mal ziemlich sicher, dass die Tiere wohl tatsächlich weiter gezogen sind.

Wir können uns auf dem etwa einen Kilometer langen Rundgang durchs offene Gelände also durchaus auch auf den Weg konzentrieren, obwohl wir trotz Wind ständig die lästigen Fliegen aus den Augen- und Mundwinkeln wedeln müssen. So entgeht uns auch der sehr schöne Waran nicht, der sich vor uns scheinbar zur Salzsäule erstarrt in einen Busch zurück gezogen hat.




Danach heisst es also: Weiter nach Bremer Bay. Die 70 km Naturpiste sind leicht und zügig zu fahren – und der Caravan Park, den Thinkabouts Wife im Internet schon zu Hause ausgekundschaftet hat, so für alle Fälle, hat sehr schöne, sehr individuell angelegte, ins Gelände eingefügte Stellplätze.

Um zu einem schönen Inlet zu gelangen, brauchen wir nur die Strasse zu überqueren. Hier können wir das Phänomen besonders eingehend studieren: Zwischen rückgestautem See und Meeresufer liegt hier ein so breites und flaches Band aus weissem, feinkörnigem Sand, dass man grosse Lust hat, zwischen den Wassern zu flanieren. Auf der einen Seite der regelmässige Wellenschlag des Meeres, auf der anderen die ruhige, das Abendlicht reflektierende glatte Oberfläche des Sees. Auf einer Sandbank steht eine Gruppe Pelikane und trocknet sich in der Sonne das Gefieder. Wasservögel suchen in kleinen Tümpeln und im sehr niederen Wasser nach Krebsen. Der Wind bauscht immer mal wieder ihr Gefieder auf, und ganz langsam werden die Schatten länger, so dass wir uns in unseren Jacken mit aufgestellten Kragen vergraben.




Wir lassen uns so ordentlich durchpusten, dass ich anschliessend das Gefühl habe, noch nie so empfänglich gewesen zu sein für eine ordentlich dicke, heisse Reissuppe mit Karotten. Und genau die bereiten wir uns dann auch zu. Und so ist es auch heute wie von selbst 21 Uhr geworden.

Wir haben uns trotz des schönen Platzes entschieden, morgen weiter zu ziehen. Die sanitären Anlagen sind uns einfach ein wenig zu rustikal… Dabei würde Karin sich gerne wieder mal die Haare waschen – und mich juckt es wohl auch nicht nur wegen den Insektenstichen… Aber irgendwie lassen wir uns einfach die Idee nicht aus dem Kopf schlagen, dass die nächste grössere eigene Säuberungsaktion nach einem Mindestmass an Komfort verlangt.

Ach ja, übrigens: Das Zelt habe ich hier wieder aufgestellt. Und es steht noch immer. Die geborstene Querstange haben wir mit Isolierband dick zusammen geklebt. Sie biegt sich nun unter einem nur sehr leicht gespannten Überzelt… Wir sind also unverdrossen.
Und zu Hause haben die Freunde 20 cm Neuschnee.


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