Reflexionen

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Zum Betrachten, Nachdenken, Mitdenken, Vordenken
Mit Lebenslust ein Leben lang, mindestens


Australien 2007 - Tag 12

∞  17 Juni 2008, 14:07

Erlebt am 04. November 2007 – von Strathalbyn nach Mannum

Vom Städtchen in die Grossstadt




Wir gönnen uns eine Stunde länger Schlaf, bevor wir den Tag mit dem Besuch des Städtchens Strathalbyn beginnen. “Historische Gebäude” – werden in Reiseführern sehr oft erwähnt – doch man stellt sich darunter häufig Falsches vor. Die Siedlungen Australiens stammen meist aus dem 19. Jahrhundert. Das vermittelt auch den alten Bauten eine gewisse Luftigkeit. Die Gebäude, vor allem wenn sie restauriert sind, wirken oft flach, wie gemalt, als wären sie Kulisse in einem Film. Aber hier finden sich auf jeden Fall einmal mehr als nur ein paar Reste des Ursprungs, der von schottischen Siedlern um 1840 geprägt wurde. Das ganze Städtchen hat etwas Malerisches und verweist nicht nur in seinem innersten Kern auf die Gründerjahre.





Für die Weiterfahrt entschliessen wir uns für einen “Scenic Drive” nach Stirling, verzichten also auf die Schnellstrasse nach Mt. Barker, und das lohnt sich sehr! Eine wunderbare Fahrt ist es, durch lichte Eukalyptuswälder vorbei an kleinen Städtchen zu gleiten, die sich teilweise fast in den Wald hinein zu ducken scheinen.

Anschliessend führt uns der Highway und vor allem die umsichtige Karten-Lesekunst meiner Pfadfinderin direkt ans Stadtzentrum von Adelaide heran, wo wir am Rand des Universitätsviertels auch sofort einen Parkplatz finden.

Kaum auf dem Stadtbummel stellen wir dann fest, dass man hier sogleich auch eine ganze Menge von der Erwachsenenkultur mit vermittelt bekommt. Das Rotlichtviertel scheint relativ gross, so weit das bei Tage abzuschätzen ist. Stadtwandern ist heute ein Vergnügen für uns, bei hoffentlich trocken bleibendem grauem Himmel allerdings.

Die Rundle Mall, die grosse Einkaufszeile im Stadtzentrum, hat auch heute Sonntag viele offene Geschäfte zu bieten – und unzählige Essgelegenheiten. Es flanieren sehr viele junge Menschen, viele Asiaten unter ihnen. Es herrscht eine ein bisschen raue herbe Grossstadtatmosphäre. Wir spazieren weiter zum Victoria Square und dann in die China Town, wo wir in einem Food Stall stranden: Hier bilden unzählige (Fr)Essstände ein Geviert, in deren Mitte man das Erstandene an langen Holzbänken zu sich nimmt, umgeben von einem Stimmengewirr, das niemals zu verstummen scheint. Wir wählen indisches Essen. Es schmeckt köstlich.




Mit dem Auto fahren wir dann noch über den Torrence River nach North Adelaide. Auf dieser eher herrschaftlichen Seite Adelaides hat man einen guten Blick über die City, mit dem berühmten Sportstadion im Vordergrund.




Ein kurzer Besuch in einer anglikanischen (?) Kirche, dann noch tanken, wobei ich mich wieder einmal über den Spritverbrauch ärgere, der eher am oberen Limit meiner Schmerzgrenze liegt. Auch den Weg aus der Stadt finden wir problemlos, was bei einigen unerwarteten Einbahnstrassen durchaus nicht problemlos sein muss. Die 80 – 100 km bis nach Mannum nehmen wir im Handgalopp und kommen um vier Uhr nachmittags auf dem Campingplatz an.

Thinkabouts Wife zieht es sofort zur Vogelbeobachtung ans Flussufer. Wir sind hier an einer Biegung des Murray Rivers untergebracht und sind halbseitig von Wasser umgeben. Und das gerade schöne Wetter muss genützt werden.

Zum ersten Mal hinke ich zumindest in meiner gedanklichen Präsenz meiner Frau hinterher… Ich bin irgendwie noch nicht angekommen. Dabei ist es ein wunderbarer Ort mit vielen Wassservögeln, wozu auch eine kleine Kolonie Pelikane gehört.




Ein wunderbarer Ort, fast zu schön, um sich mit so profanen Dingen wie einem Tumbler herum zu schlagen… Aber das Angebot ist bei diesem Wetter wohl besser zu nutzen…

Wir schmieren heute nur Brote und essen ein paar Guetzli. Die Küche bleibt kalt, den Indern sei Dank.

Aufs Zelten verzichten wir – der Wetterschock wirkt noch nach und Thinkabouts Wife ist es schlicht zu windig und zu kalt.