Reflexionen

In Wort und Bild gesehen, gedacht und gefühlt
Zum Betrachten, Nachdenken, Mitdenken, Vordenken
Mit Lebenslust ein Leben lang, mindestens


Block steht still

∞  5 März 2010, 19:33

Block stand da. Er hätte nicht mal zu sagen gewusst, warum. Manchmal ist es ja eine Hilfe, wenigstens zu wissen, ob man denn da sein dürf(t)e, wo man eben war oder zu sein glaubte. Auch das war schwierig. Es führte ein Weg hier hinauf, breit, ausgewalzt und fest gefahren, teilweise gar geteert. Block wusste nicht, ob die Strasse einfach übrig geblieben war, als kein Bauschutt mehr transportiert werden musste, zu schön und zu aufwendig, um wieder abgebaut, zerstört zu werden, wenn auch nicht länger mehr zu etwas nütze. Denn sie führte nirgends mehr hin. Den Berg hoch an eine Wand aus Quadern, geädertes Gestein, glitzernd schön zu Kuben gewürfelt und an den Hang, in den Berg hinein gesetzt, um das Loch, die beiden Löcher, die klaffenden Wunden darunter im Berg, gegen den Hangdruck zu stabilisieren.

Und so stand Block, den Druck des Berges hinter sich im Rücken, mit dem Blick ins Tal, und rührte sich nicht. Unter ihm glitten Autos aus den Löchern, wie an Schnüren gezogen, den Löchern auf der anderen Talseite entgegen. Sie zogen eine Spur unter Blocks Füssen, und liessen ihn allein, wurden von Zeitsträngen gezogen, nicht da, und noch nicht woanders, die Fahrer in Gedanken ganz sicher nicht gerade fünfzig Meter über dem Talboden. Und obwohl Block auf der Erde stand, über ihnen, unbeweglich, so ahnte er doch, dass in diesem Moment niemand so genau wie er selbst wusste, wie gross die Täuschung war: Nichts hatte Stand, beständig war nur die Unrast, ewig ist nur die Zeit, die wir verlieren, während wir Ameisen gleich einer inneren Uhr gehorchen, die wir nie eingestellt oder justiert haben. Wir leben gegen sie an und verlieren doch an Boden.

Ein Auto fährt allein und sehr einsam am anderen Ende des Tals in die Röhre hinein. Es hat kein Licht. Wie unachtsam.