Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Zwischen Tagebuch und Themenblog

∞  13 Mai 2007, 13:34

Es ist ein komisches Hin und Her, das einen als Blogbetreiber heimsucht.
Sie beginnen irgendwann aus einem spontanen Antrieb heraus. Haben Sie dazu kein Konzept für ein beherrschendes Thema, ist es eben ein Weblog, ein Tagebuch. Und in einem Tagebuch sollte alles Platz haben, was Sie so gerade beschäftigt. Ungefiltert nach Relevanz. Unser Hirn hat diesen Filter auch nicht. Der Verstand kommt erst nach dem Impuls…

Dann gibt es Reaktionen. Aha, da gibt es Leser. Und eine Kommentarfunktion. Und Statistiken. Und Sie befragen Ihre Einträge, suchen nach den Leitlinien, lernen sich näher kennen, staunen manchmal auch – und versuchen dann, einen roten Faden beizubehalten. Plötzlich fühlen Sie sich Lesern verpflichtet, und Sie wollen eine Erwartung von aussen befriedigen, niemanden enttäuschen. Und das ist verflixt.

Die Beiträge verbleiben auf einer Linie, aber manchmal sind sie plötzlich verkrampft, das Thema vielleicht gesucht oder die Gedanken dazu nicht fertig gedacht. Und daneben denken Sie an den zu strickenden Pullover oder ans Fussballspiel, das eben war oder bald sein wird, und das Sie im Grunde mehr beschäftigt, gerade jetzt, als die Sinnsuche in den Sachzwängen des Alltags. Das kommt früh genug wieder.

Aber Sie schreiben nicht davon, denn wie soll das Banale ausserhalb Ihrer eigenen kleinen Welt jemanden interessieren?

Ach je, es ist und bleibt doch verkehrt, denn dieser Filter kann tödlich sein: So oder so. Niemanden wird je so sehr interessieren, was ich schreibe, wie es mich interessiert. Zumindest sehr oft und ganz sicher im Tagebuch der Gedanken, wenn es denn eines ist. Und da soll es auch so sein. Alles andere ist eh zum Scheitern verurteilt, läuft sich tot.
Das ist bei einem Themenblog nicht schlimm – zu einem Thema kann unter Umständen erschöpfend alles zusammen getragen worden sein, oder es verliert an Aktualität. Ein solches Projekt abzuschliessen, erfüllt dann für alle Beteiligten, auch für den Schreiber, seinen natürlichen Zweck.

Bei einem Tagebuch wäre das schade. Denn das eigene Leben und Denken und Fühlen bleibt immer aktuell. Und subjektiv. Aufhören, darüber zu schreiben, würde bedeuten, das eigene Leben abzuqualifizieren. Natürlich bedeutet das auch Annäherung an Banales, und manchmal wäre es vielleicht besser, der Filter hätte gesiebt. Aber dafür hat der Leser ja seine Knöpfe und Tasten auf der Tastatur…

Und weil ich nun mal gerne schreibe, setze ich mich eben der Gefahr aus, mich auch mal im Banalen zu verlieren.
Das habe ich mir auf jeden Fall fest vorgenommen!
Sonst glaubt am Ende noch meine engste Leserschaft, ich würde in staubtrockener Studienbude Gott und die Welt analysieren und das Leben selbst vergessen und wäre einfach schrecklich vernünftig und würde vor lauter sinnieren das Atmen noch eines Tages vergessen und… noch was weiss ich was Unzutreffendes mehr.

***