Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Zweimal Einkaufen im Raum Zürich

∞  18 Juni 2007, 18:16

Heute ist es soweit. Eine neue Polstergruppe muss nun endlich her. Die alte ist speckig geworden. Der Fusselabrieb ist langsam bedrohlich…
Also fuhren wir heute ins Einkaufszentrum. Da wird gebaut. Wild und unübersichtlich, scheint es uns. Auf jeden Fall haben wir einige Mühe, uns zu orientieren und sind leicht genervt, als wir gleich mehrmals entweder mit dem falschen Lift oder an den falschen Ort fahren.
Aber nach drei Stunden haben Thinkabouts eine Sofagruppe erstanden und die Belieferung per Hausservice vereinbart. Bei einem vom Möbelhaus offeriertem Espresso und in klimatisierten Räumen.

Dennoch sind wir froh, als wir wieder zu Hause sind. Thinkabouts sind keine leidenschaftlichen Shopper.

Zuhause lese ich in den Erinnerungen unserer Familie um die Jahrhundertwende:
Vom Markt, den es in Zürich an der Bahnhofstrasse gab, Freitags von 9.00 bis 11.00, und wie da die Mutter mit ihrer kleinen Tochter in aller Frühe aufbrach vom heimischen Hof, mit einer Kuh vor dem Karren, auf dem die Lebensmittel für den Verkauf sich stapelten. Es galt, früh genug da zu sein, um einen guten Verkaufsplatz zu ergattern. Trotz der Kuh, die gerne nach rechts oder links ausbrach und die Äpfel zum Purzeln brachte, so dass sie von der Landstrasse wieder eingesammelt werden mussten. Gut zwanzig Kilometer war der Weg, in eine Richtung. Und steil, auf dem Nachhauseweg… Ich lese vom Glück über ein paar Franken Tagesverdienst und dem Dank dafür an den Herrgott. Und von der Freude, wenn man sich aus Mantelstoff neue Filzpantoffeln nähen konnte, die prompt den Neid der “Gspändli” weckten, obwohl die Nähte immer wieder erneuert werden mussten.

100 Jahre ist es her. Das ganz normale Leben auf dem Land, unmittelbar vor Zürich. Manchmal ist es gut, sich klar zu machen, wie kurz das zurück liegt.


Zur Zeit:



Heimarbeiterfamilie aus Rikon beim Wollezupfen um 1900
Quelle: zürich98.ch über Protoindustrie