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Zu Guttenbergs Kolleginnen: In die innere Klausur!

∞  1 März 2011, 11:37

Herr zu Guttenberg ist zurückgetreten. Die Kanzlerin Angela Merkel und die Bildungsministerin Annette Schavan haben eigene Misstritte zu verantworten.


Nun, da der Rücktritt von Karl Theodor zu Guttenberg Tatsache ist, gilt es nochmals, den Schweinwerfer in dieser Affäre auch und gerade auf die Kanzlerin und die Bildungsministerin zu richten. Es bleibt in höchstem Masse bedenklich, wie eine promovierte Physikerin und die Ministerin für Bildung über lange Zeit den Verdacht auf ihrem Ministerkollegen bagatellisieren konnten. Die Kanzlerin hatte mit der Verniedlichung des Plagiatsvorwurfs schon bedenkliche Zeichen gesetzt und jede charakterliche Bewandtnis eines mangelhaften Zitierens oder Plagierens für einen Verteidiungsminister verneint. Dass die Ministerin für Bildung und Forschung, Frau Annette Schavan, sich dann auch noch vernehmen liess, es sei egal, „ob und wie jemand promoviere“, hat wohl das Fass für die Wissenschaft zum Überlaufen gebracht.
Mittlerweile zweifelt wohl auch der „normale“ Bürger nicht mehr an der Schwere des Betrugs. Dass er aber so lange marginalisiert werden konnte, von Trägern von Funktionen in der Regierung, die für Ausbildung, Berufsethos und Bildung im Allgemeinen entscheidende Mandate ausüben, ist eine Katastrophe, die noch länger nachwirken dürfte.
Selbstverständlich mag man anführen, dass die Vertreter aller Parteien in einem solchen Fall in erster Linie Machterhaltungsreflexe erkennen lassen. Ob links, ob rechts, die Erscheinungen wären wohl ähnliche. Es bleibt bemerkenswert, dass in diesem Fall Professoren und Lehrverbände ihre obersten Hüter zur Ordnung gerufen haben und wohl entscheidend Gegensteuer gegeben haben. Wenn Schavan nun in der Süddeutschen meinte, sie „schäme sich nicht nur heimlich“, dann sollte sie ganz schnell in sich gehen und bei sich selbst anfangen. Fremdschämen ist nicht angesagt, eine innere Klausur aber sehr wohl.