Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


ZERSTÖRUNG

∞  27 Oktober 2004, 01:15

Ich lese Zeitung. Da springt mich der Satz aus einer Werbung an:

Seit 1970 sind ein Drittel der Wildtiere unserer Welt verschwunden.

Wenn du eine Reise machst, dann hörst du, siehst du und fühlst du es auf Schritt und Tritt: Wie die Welt sich verändert. Wie die Natur unter uns Menschen stöhnt.

Wenn die wenigen Jahre, die in unserer Geschichte nur einen Wimpernschlag bedeuten, die Welt schon so verändert haben, was verheisst sie mir dann, wenn ich in meine, in unser aller Zukunft blicke?

Wir entschlüsseln die genetischen Schlüssel unseres Lebens. Neue Möglichkeiten tun sich auf, neue Heilungschancen überall. Es kommt mir so vor, wie wenn wir in einen Baukasten greifen würden, in dem wir nichts verloren haben.

Kein Wesen der Welt steht so sehr neben den Schuhen, in die es eigentlich gehören würde, wie wir. Und ausgerechnet wir haben so viel Macht zur Zerstörung und so begrenztes Wissen, das für die Wahrung unserer Verantwortung gar nicht ausreichen kann. Es ist so ungenügend und so nutzlos, weil wir das Wissen aus wissenschaftlichen Erkenntnissen mit Weisheit verwechseln.

Der Weise wird nicht tollkühn, verliert ob keiner Errungenschaft das Gefühl für das unergründliche weite Netz, in dem er selbst seine Wechselwirkungen entfaltet, in dem alles, was er tut, unzählige Folge hat und unter Umständen viel Zeit vergehen mag, bis sie sich ihm offenbaren.

Weshalb fragen wir danach, wie wir die Welt verändern können? Wir machen einen Flickenteppich aus ihr, statt danach zu fragen, wie wir in diese Welt hinein gehören, wie wir für sie gedacht sind, auf dass gar keine Ausbesserungen angebracht werden müssten…

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myblog.de/thinkabout, veröffentlicht am 27.10.04 01:15