Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Zerfleischerei Deutschland

∞  3 Juli 2014, 18:24

Die mediale Aufbereitung der Auftritte der deutschen Fussballnationalmannschaft in Brasilien lässt ausländische Betrachter nur staunen: Die Art und Weise, wie die Medien und die so genannten Experten die Auftritte ihrer Mannschaft kommentieren, offenbart eine deutsche Volksseele, welche das Haar in der Suppe suchen muss, ganz egal, wie das Resultat ausgefallen ist. Gewinnt die Mannschaft, wird sie gefragt, warum so mühsam? Verliert sie, bezeichnet man sie als Schönspieler ohne Biss. Und es sind die gleichen “Fachleute”, die über die falsche Taktik der Deutschen philosophieren mögen, die sich gleichzeitig nicht mehr erinnern können, dass sie sich doch einig waren, dass Algerien tief stehen und mit Mann und Maus verteidigen würde – das gegenteilige Verhalten war dann die Realität. Die von den Algeriern überraschten Journalisten fragen die Spieler, weshalb sie von den Algeriern so überrascht waren?

Und wie die einzelnen Themen auf allen Kanälen durchgekaut werden, rauf und runter geht die Leier, war Müllers Stolperer beim Freistoss Absicht oder Slapstick, soll Lahm Verteidiger spielen oder im Mittelfeld?

#451524056 / gettyimages.com

Und dann gibt der lange Schlacks Mertesacker, der sonst überhaupt kein Thema ist in den Medien, ein Interview nach dem Spiel, in dem er seine Wut über all dieses Gelaber rauslässt, nach 120 Minuten, in denen er und alle andern sich den A… aufgerissen haben. Und natürlich hat er recht, und natürlich trifft er den Punkt. Und was geschieht in den Medien? Das Interview wird ausgeschlachtet, tausendfach reproduziert und diskutiert – aber die Journaille lässt diskutieren, vervielfältigt die Aufmerksamkeit, presst jedes Stückchen Beachtung, das man damit gewinnen kann, aus dem Interview raus – nur die Reflexion über das eigene Tun, die bleibt weiter aus.

Wenn jedes Land die Medien hat, die es verdient, dann sind die Deutschen acht Jahre nach dem Sommermärchen wieder altbewährt mies drauf.