Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


YouTube und Urheberrecht für Blogger

∞  8 Mai 2007, 10:28

Eine der grossen Kritikpunkte an der Blogger-Bewegung ist immer wieder der schamlose Umgang mit fremden Quellen, wobei vor allem moniert wird, dass nicht auf den Ursprung von Bildern / Textbausteinen verwiesen wird.

Nun, wenn, dann ist Bloggern wohl höchstens die Verbreitung solcher Angebote vorzuwerfen.

Das Beispiel YouTube: Rund 90% des Materials soll Urheberrechte verletzen. Jetzt verbünden sich die Leidtragenden: NBC Universal unterstützt gemeinsam mit dem Konkurrenten Viacom die Klage der Agentur Los Angeles News Service bei einem Gericht in Kalifornien gegen Urheberrechtsverletzungen von YouTube.

Bei der schamlosen Verbreitung fremder Inhalte im Netz wundere ich mich allerdings, dass solche Elephanten nicht direkt, mit eigener Klage, gegen Google/YouTube vorgehen?

Wenn ich daran denke, dass vor einigen Jahren den KMU’s in der Schweiz Angst gemacht wurde, sie müssten in Kürze für jede Kopie auf ihrem Kopiergerät Urheberrechtsbeiträge bezahlen, dann mutet die heutige Situation geradezu grottesk an. Niemand weiss mehr, was Sache ist, und es wird sich wohl die Verluderung im Umgang mit jeglichem geistigen Eigentum durchsetzen.

Übrigens bin ich mir bewusst, dass auch hier, in diesem Blog, Grenzen überschritten werden: Bei einigen Karikaturisten habe ich eine generelle Erlaubnis zum Posting eingeholt, spontan gefundene Bilder setze ich in der Regel ohne Nachfrage oder höchstens mit begleitendem Hinweis per mail an den Urheber ins Netz.
Mein Standpunkt dazu:
1)
Die Bilder werden nie in grösserem Format als mit Pixel-Breite 450 gepostet.
2)
Ich setze immer einen Link in den Beitrag zum Ursprung des Fundstücks. Die Verwendung soll wenn immer möglich neugierig darauf machen, beim Urheber nach mehr zu suchen.
3)
Schon durch diesen Link wird meine Verwendung für die Quelle nachverfolgbar.
4)
In aller Regel darf ich damit davon ausgehen, dass die Verwendung an dieser Stelle bestenfalls sogar Werbung für die Quelle bedeutet, wenn auch mit bescheidener Wirkung.
5)
Ich werde ein fremder Urheberschaft zugeordnetes Erzeugnis niemals kommerziell auswerten.
6)
Bis dato habe ich niemals eine Rüge entgegen nehmen müssen und hoffe, auch nie Anlass dazu zu geben. Was ich verwende, hat meine Wertschätzung, und ich hoffe stets, dass es dem Urheber nützt, und nicht schadet.

Noch eine Bemerkung zum Schluss, die verdeutlichen soll, dass ich mich gerne zur Verwendung noch strengerer eigener Regeln belehren lasse:
Wann immer ich eine Zeitungsredaktion anfrage, ob ich deren Artikel zitieren oder veröffentlichen darf, bekomme ich neben einem Dankeschön für das Einholen der Erlaubnis ein JA zur Antwort, oft mit der lapidaren zusätzlichen Botschaft zwischen den Zeilen: “Wir können es eh nicht verhindern.”

Die Resignation darin ist gefährlich: Ich bin der Meinung, dass, wer davon ausgeht, dass seine geistigen Erzeugnisse eh zweckentfremdet und gestohlen werden (ohne Quellenangabe, wenn möglich noch verändert oder verfälscht), wird mit der Zeit die innere Sorgfalt in seiner weiteren Arbeit einbüssen.

Dies sollten wir uns alle bewusst sein, wenn wir versucht sind, uns mit fremden Federn zu schmücken. Mit Quellenangabe hingegen, so bin ich der Meinung, tragen Blogs/Webseiten zur Verbreitung und höheren Beachtung von kulturellem Schaffen bei und sind also zu begrüssen.


Übrigens ein gutes Beispiel für diese Diskussion: Eine Firma, die digitale Kopierdienste anbietet, verwendet einen Cartoon, ohne eine Quellenangabe dazu zu setzen.
Sollte man nun auf dieses Cartoon verzichten, weil ein Link darauf nur Werbung für die Firma bedeutet, die die Zeichnung verwendet? Es ist ja nicht anzunehmen, dass der Herr Prof. Broy oder der Herr Prof. Nipkow selbst Urheber des Werks sind. Dann stünde das sicher dabei…
Diese vornehme Zurückhaltung der Quellenangabe ist übrigens nicht gerade selten, sondern eher die Regel.
Eine Möglichkeit wäre ja vielleicht, zukünftig auf den Fundort zu verweisen, mit dem Hinweis, leider würde daselbst der ebensolche Hinweis über den Zeichner fehlen… Vielleicht steigt ja auf diesem Weg mal von Zeit zu Zeit jemand solchen Damen und Herren auf den Deckel?