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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Wulff macht den Weg frei.

∞  17 Februar 2012, 12:07

Nun ist Christian Wulff also zurückgetreten. Wie so oft in solchen Fällen bleibt am Schluss nicht nur bei ihm eine Leere zurück. Gerade das Amt des Bundesrpäsidenten, das von der Repräsentation lebt wie kein anderes, lässt am Ende nur Sätze zu, die wie Phrasen klingen.

Tatsache bleibt, dass wir alle, die wir über so was schreiben, ob fordernd, verteidigend oder spottend, eine Verantwortung behalten: Es gibt für alles einen Stil – und am Ende muss nicht nur jemand den Mist von den Wänden kratzen – wir können auch alle hinsehen.

Unerträglich kann an einem solchen Vorgang Vieles sein, und die Auswahl wie die Empfindlichkeit dabei dürfte höchst unterschiedlich sein. Was mich persönlich am meisten störte, war die Diskrepanz im Verhalten Christian Wulffs zwischen der eigenen Verteidigung und der Verve, die er bei früheren Gelegenheiten als Angreifer bei ähnlichen Verdachtsfällen seiner politischen Gegner an den Tag legte.

Auch in diesem Fall ist der beste Zeitpunkt für den Rücktritt wohl verpasst worden – aber das geht sogar erfolgreichen Sportlern oft so.

Es ist Deutschland wie Christian Wulff zu gönnen, wenn aus der Affäre Lehren gezogen werden können und die Diskussion jetzt erst anfängt, und nicht etwa abstirbt: Was soll das Amt des Bundespräsidenten in und für Deutschland bewirken und in der Welt darstellen? Welche Anforderungen stellt die Politik an das Amt, abgesehen von der Erbsenzählerei der möglichst eigenen Parteienzugehörigkeit?

Es ist keine besondere Eile geboten [vgl. Sie Schlussbemerkung] – das Amt lag schon bisher darnieder. Man sollte sich nun ein wenig Zeit geben auf der Kandidatensuche und die inhaltliche Diskussion parallel, ja davor, suchen und führen.

Und die Politiker sollten sich gründlich anhören, wie sie vom Volk gesehen, wie sie gewünscht werden – und es durchaus auch auf ihre eigene Haltung ummünzen – und nicht für scheinbar fremde Ämter reserviert betrachten. Gerade Christian Wulff musste sich gewissermassen “Kraft seines Amtes” Fragen zur Vergangenheit gefallen lassen, auch als Oppositionspolitiker. Es hat also niemand Anlass zu Triumphgeheul.



Christian Wulff zurückgetreten, Merkel sucht Konsenskandidaten
via mycomfor

Nachtrag von 12h55:
Leider wird die Zeit, die der Diskussion zu wünschen ist, sofort von der Personaldebatte überlagert werden. Denn tatsächlich muss der Nachfolger innert 30 Tagen bestimmt sein.