Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Wo sind die politischen Lieder geblieben?

∞  25 November 2014, 22:00

Die Zeiten scheinen vorbei: Musik transportiert keine Gesellschaftskritik mehr. Wo sind sie hin, die politischen Lieder? Wo ist sie überhaupt, die politische Botschaft von der Strasse? Welche Mittel direkter Strassendemokratie werden überhaupt noch in Betracht gezogen? Wer lässt sich noch mobilisieren. Und warum?

Ich denke immer wieder, wie manche geplagte Seele sich im Grab umdrehen würde, könnte oder müsste sie uns beim Vegetieren zusehen:

Wir tragen die “Demokratie” in die Welt – also, die Amerikaner tun es, und wir profitieren gerne im Windschatten – und daheim in den USA hatten die Jugendlichen schon nach vier Jahren Obama all ihren Enthusiasmus verloren. Was wir in Sachen Basisdemokratie für Möglichkeiten hätten – sie sind zahlreich! Doch uns ist die Mühe eines Jahres zuviel – während obige Seelen Jahrzehnte lang, Generationen lang darum gekämpft haben, dass wir uns jetzt alles schnuppe sein kann, ohne dass es – kurzfristig – grobe Konsequenzen für uns hätte.

Politische Lieder sind tot. Gesellschaftskritische noch nicht ganz. Doch wen sollen wir denn kritisieren? Die EZB? Die EU? Welchen Bürokraten, der uns verwaltet, können wir denn zum Feindbild erküren – und was, bitteschön, setzen wir dem entgegen?

Wer hätte vor dreissig Jahren gedacht, dass Udo Jürgens zu denen gehören könnte, der durchaus mal nachdenkenswerte Zwischentöne anstimmt? Udo Jürgens als Gesellschaftskritiker?
Empört Euch! So hat es in dem kleinen französischen Büchlein! von Stéphane Hessel geheissen. Aber wie lange ist das wieder her? War unser “Jawoll” mehr wert als ein kleiner Pupser?

Wohl kaum. Wir sind die Masse der ruhig Gestellten. In den Augen der Politiker haben wir nur eine Macht: Wir wählen sie nicht, wenn wir Steuererhöhungen riechen. Das glauben die Politiker, und ich fürchte, sie haben sogar recht. Als wäre das an sich bereits ein Programm. Und dagegen lässt sich nicht mal ansingen.