Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Wissen weise einsetzen... - Reflexionen

∞  3 März 2008, 06:45

Wer eine lange (intellektuelle) Ausbildung durchlaufen hat, kennt sie, die Techniken zur Wissensverwertung. Besonders versierte Wissensakrobaten vermögen mit Schwindel erregender Virtuosität eine Unzahl von Schubladen zu öffnen und jeder Situation einen Wissenshappen zuzuordnen.

Wir verwursten alle eine Unmenge an Informationen. Diese fliessen immer noch schneller und üppiger, und wir sind längst Akrobaten der geistigen Triage-Technik geworden, um einigermassen zu filtern, was sonst über uns zusammen schlagen würde wie ein reissender Sturzbach.

Wissen ist Macht, heisst es.
Die Macht aber, unser Wissen zu unserem wirklichen Wohl einzusetzen, wird in keinem Wettlauf, keinem Wettbewerb, keiner öffentlichen Prüfung vergeben.

Gesellschaftliche Anerkennung, ein interessanter, anerkannter Beruf – alles Möglichkeiten, die ein bisschen Freiheit ermöglichen. Theoretisch. Per se wird nichts davon Realität. Es sind und bleiben nur Möglichkeiten. Wie ich sie nütze, was ich wirklich brauche, was mir gut tut und mich zufrieden macht – dafür muss ich hören können. Auf mich und mein Inneres. Auf ein Wissen, das in mir schon angelegt ist. Ich muss mich gleichsam erinnern, was vor einem Grossteil dieser Informationen schon da war. Was war praktisch mir nah, bevor ich die Theorie lernte? Welches Wissen ist wann für mich von Bedeutung?

Wer besitzt mehr Wissen? Der Manager, der irgendwann in der Schule den Faust von Goethe studiert hat, bis zum Verleiden, ein paar Zitate kennt und kein Parkett scheuen muss, auf dem diese fallen mögen? Bevor er weiter hetzt, samt allen seinen Gedanken, zur nächsten Entscheidung, die ohne ihn nicht gefällt werden kann und nichts mit diesem Luxus des Schöngeistigen zu tun hat.
Oder ist es sein Nachbar, der gerade gestern mit der ganzen Familie in der Gemeindevorstellung des Theatervereins sass, sich ob der „drei Männer im Schnee“ herzlich kaputt gelacht und alles andere vergessen hat?

Nachtrag vom 4.3.08, 0h35
Weisheit – der richtige Umgang mit meinem Wissen. Und damit Herzensbildung.