Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Wir müssten reden. Mehr und richtig. Und miteinander.

∞  12 September 2013, 14:20

Manchmal schaue ich die Menschen an, und es kommt mir so vor, als wäre ihr Gesicht ein einziger lautloser Schrei, den sie womöglich selbst nicht mehr hören: Ich bin einsam. Und werde es immer mehr.

Es ist geradezu fürchterlich, wie wenig und wie hilflos wir unsere kommunikativen Möglichkeiten nutzen. Und es scheint mir, dass wir zwar immer lauter, aber im Grunde immer inkompetenter darin werden, uns mitzuteilen. Die Unterscheidung, je nach Veranlagung, zwischen extravertierten und eher introvertierten Menschen hat es immer gegeben – aber mir kommt es so vor, dass wir je länger je weniger in der Lage sind, über Gefühle zu sprechen oder überhaupt Unangenehmes beim Namen zu nennen. Und in der Geschäftsumgebung unterbleibt immer häufiger die eigentlich zwingende Frage: Und wer sollte das nun auch noch wissen?

Immer weniger Menschen sind sich noch gewohnt, über die eigene Nasenspitze hinaus zu denken. Alle wollen Freunde haben, oder, sorry, in jedem Fall gut vernetzt sein, aber niemand ist bereit, dafür einmal die eigene Brille abzulegen und einen Sachverhalt wirklich aus der Warte des Gegenübers zu betrachten. Und irgendwann steht man dann vor dem nächsten Informationsgau und wundert sich, dass die Menschen sich heute so selten mehr zu einer Aktivität motivieren lassen.

Dafür kann man auf Facebook eine Party ankündigen, und da stehen dann Dutzende wildfremde Menschen im eigenen Vorgarten. Touristen laufen auf Nordseeinseln in heimische Gärten und setzen sich da in die Liegestühle, aber mit Freunden sich zum Abendessen daheim treffen? Das wird immer exotischer.

Dabei bleibt bei all diesen Veränderungen das immer gleiche Bedürfnis des Menschen auf der Strecke: Der Wunsch nach einem “richtigen” Gespräch.