Wir Klick- und Zappviecher
Wo auch immer man hinsieht: Es ist nicht unsere Meinung gefragt, sondern wie diese Meinung am besten manipuliert werden kann. Wer immer eine Diskussion führt, kennt solche Mechanismen selber auch. Richtig unheimlich wird es dort, wo wir feststellen, dass wir in der Masse genau gleich manipuliert werden – mit entsprechenden Folgen und hohem Profit. Unserer allenfalls tatsächlichen Meinung stehen oft mächtige Interessen entgegen.
Sie kennen diese Sätze auch, oder? Sie lauten:
Der Konsument bestimmt das Angebot beim Lebensmittelhändler (z.B. Bioprodukte).
Der Fernsehzuschauer bestimmt das Programm (Einschaltquoten).
Der Bürger bestimmt die Politik (Wahlen, nicht Sachabstimmungen).
Die Internet-User sind für oder gegen was (Umfragen).
Automobilclubs wollen wissen, welches Auo wir lieben (Rankings).
So genannte Leitzinsen, scheinbar statistisch zu unser aller Orientierung erhoben (Index-Werte).
Man könnte direkt meinen, wir hätten was zu sagen. Aber niemand, der uns gegenüber steht und mit dieser Macht rechnen muss, wartet zu, bis er sie erfährt und nimmt dann das Ergebnis hin – und es zum Anlass, sich zu verbessern. Nein. Er manipuliert. Der Politiker verspricht Dinge, die er wissentlich nicht halten kann, weil er regieren will, das Internet-Portal formuliert in Umfragen so, dass oberflächliche Spontanclicker ein gewünschtes trendiges Ergebnis wahrscheinlich machen, mit dem dann wieder Aufmerksamkeit und damit Clicks generiert werden können. Leitzinse werden manipuliert, um Gewinne der Systembanken zu optimieren, Rankings Prominenter in Werschätzungsranglisten werden getürkt für eine bessere Dramaturgie oder die Sicherstellung der Sendung des besten Bildmaterials zur besten Sendezeit, das Thema Bio wird vom Retailer mit Scheinprodukten bedient, welche die Marge optimieren und das Gewissen beruhigen, dem Massenverhalten der Unterhaltungssüchtigen unterwirft sich auch das öffentlichrechtliche Fernsehen, nicht ohne selber manipulativ zu wirken und Sofarunden zu Vorstellungsrunden für eigene nächste Produktionen verkommen zu lassen. Autimobilclubs machen mit Abstimmungen über Autos das, was auch in Testberichten durchscheint: Sie geben sich objektiv und sind doch vom Geld jener abhängig, die sie prüfen sollen.
Immer stellt sich die einzige Frage: Ist die gefragte Meinung der Masse bereits der Fake, oder wird sie nur geschönt oder geschwärzt (je nach Gusto).
Wir sind ja nur noch empört, wenn wir dazu aufgefordert werden. Deswegen kann man alle diese Dinge mit uns auch machen, und zwar je länger je mehr.
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