Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Wir haben Tag und Nacht in uns

∞  14 April 2011, 20:10

Der Ruhende soll handeln und der Handelnde ruhen.
Geh mit der Natur zu Rate: Sie wird dir sagen, sie habe sowohl den Tag als auch die Nacht geschaffen.

Lucius Annaeus Seneca



Der Temperamentvolle wünscht sich die Gelassenheit eines stillen Gemüts.
Der Ruhge schaut zum Tatkräftigen hoch.

Wir messen unsere scheinbaren Schwächen sehr schnell und sehr bereitwillig an entsprechend ausgeprägten anderen Vorbildern. Dabei ist die Ausgewogenheit aller Eigenschaften, die Fähigkeit zur Tat wie zur Ruhe, in jedem von uns angelegt.
Wir sind, im Bild gesprochen, für den ganzen Tag gedacht.

Tage lassen auch Extreme geschehen: Die Sonne brennt plötzlich glühend heiss – die Nacht wird glasig kalt. Es gibt Umstürze, Stürme, Unwetter – aber auch windstille Milde, in der die Samen sich mit dem Boden verbinden und die Frucht spriessen kann. Es gibt in unser aller Leben diese Momente, in denen scheinbar selbstverständlich alle Dinge ihre natürliche Gravitation haben und am richtigen Platz sind. Was wachsen soll, findet seinen Nährstoff, was im Boden ruht, ist durch die Schneedecke geschützt.

Wir sind für unseren eigenen Lebensplan, der uns bestimmt ist, besser gerüstet, als wir glauben. Manche unserer Ängste sind vorauseilend, nehmen Gefahren vorweg, die vielleicht nie eintreffen. Und tobt dann mal der Sturm, so muss halt einfach mal der Kopf eingezogen und abgewartet werden. Jeder unserer Tage aber bringt Schlaf und Erwachen erneut. Wir lernen ständig. Vielleicht gerade dann, wenn wir meinen, nichts würde sich je verändern.

Für unsere Tat wie unsere Ruhe ist die beste Voraussetzung, dass wir darauf vertrauen können, dass sich immer alles finden wird. Dass wir uns finden werden, im ständig neuen Kreislauf von Werden und Vergehen.